Beim Bingo geht es in der Regel um eins: Den Jackpot zu knacken. Wir knacken in unserem Bullshit-Bingo eine ganz andere Nuss - und sagen Floskeln rund um das Thema Ungleichheit den Kampf an. Helena Steinhaus, Gründerin des Vereins Sanktionsfrei, dreht für uns kräftig an der Bingotrommel.
Helena Steinhaus kämpft für eine Grundsicherung ohne Misstrauen.
Mit dem Verein Sanktionsfrei, für den sie im Jahr 2015 selbst den Grundstein legte, und einem spendenfinanzierten Soli-Topf hilft sie, wenn das Jobcenter Bezüge kürzt.
Das Motto des Vereins: "Alle haben das Recht auf eine angstfreie und bedingungslose Grundsicherung."
Es ist besser, Wohlstand zu fördern, als Armut zu bekämpfen. Na, kommt dir das irgendwie bekannt vor? “Das ist vielleicht ein Satz von Christian Lindner”, schätzt Helena Steinhaus. Fast! Auch wenn das in vielen seiner Aussagen mitschwingt - egal, ob es um den Bundeshaushalt, das Bürgergeld oder die Schuldenbremse geht: Es ist zumindest kein wörtliches Zitat von ihm.
Diese Floskel stammt aus unserem Bullshit-Bingo, mit dem wir gängige Halbwahrheiten rund um die Vermögensverteilung in Deutschland entlarven und sie mit harten Fakten widerlegen. Nicht nur wir bei Mein Grundeinkommen werden in unserer Arbeit immer wieder mit falschen Annahmen konfrontiert, auch Helena geht das so. Und damit soll jetzt Schluss sein!
Du kriegst gar nicht genug von Mythen und Halbwahrheiten? Dann haben wir einen heißen Tipp: Am 30.08.2023 erscheint das Buch “Es braucht nicht viel” des Vereins Sanktionsfrei.
Mit überraschenden Fakten und dem gesammelten Wissen aus ihrer Arbeit demontieren Helena Steinhaus und Claudia Cornelsen die gängigen Erzählungen über Armut und Reichtum. Es wird tragisch, traurig, aber mitunter auch lustig und absurd.
Man nehme eine Sammlung inhaltsleerer Floskeln, eine Bingotrommel und einen Tisch – et voilá, los geht’s! Unsere Spielerin ist Helena Steinhaus, Gründerin unseres Schwestervereins Sanktionsfrei. Sie setzt sich für eine menschenwürdige Grundsicherung ein – und unterstützt Menschen juristisch und finanziell, die vom Jobcenter sanktioniert wurden oder mit anderen Leistungskürzungen zu kämpfen haben.
Dabei wird Helena ziemlich oft mit Bullshit konfrontiert – der immer wieder von verschiedenen Seiten befeuert wird, sei es von den Christian Lindners dieser Welt, politischen Fake-Kampagnen oder auch von (unbewusst) erlernten Erzählungen. Sie ist also quasi Expertin im Endlevel, wenn es um das Aufdecken von Mythen geht.
“Okay, also hier haben wir die Legende vor uns, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist”, stellt Helena fest. “Das ist so nicht ganz richtig, weil Armut vererbt wird, genauso wie Reichtum.”
Floskel abgehakt, nächste Runde. Die Nummer 19 kullert aus der Bingotrommel: “Krisen sind Chancen – und der beste Zeitpunkt für Innovationen und Fortschritt!”
“Okay, das kann stimmen, aber natürlich nicht für alle Menschen und für alle Situationen”, erklärt Helena. “Für Menschen, die von Armut betroffen sind und die keine Stabilität um sich herum haben, ist es wesentlich schwieriger, eine Krise zu überstehen, als für Menschen, die finanziell gut ausgestattet sind und ein berufliches oder familiäres Netzwerk haben.”
Fakt ist: Je mehr Ressourcen eine Person hat, desto höher ist auch ihre Ausdauer, Krisen zu bewältigen. Das ist wie bei Monopoly: Du besitzt ein Hotel in der Schlossallee? Und dazu gehören dir auch noch alle vier Bahnhöfe? Okay, kein Problem, wenn du es zeitweise nicht so schnell über Los schaffst. Deine Ressourcen reichen trotzdem.
Hast du hingegen keine bunten Geldscheine im Überfluss, dann wird es schwer, überhaupt wieder zum Lospunkt zu gelangen, wenn dich eine Ereigniskarte aus der Bahn wirft.
Nicht jede Krise ist also für alle Menschen eine Krise – je nachdem, zu welcher Gesellschaftsschicht eine Person eben gehört. Krisen bedeuten auch: Es gibt Gewinner*innen und Verlierer*innen. So wie beim Bingo oder bei Monopoly.