Alle Puzzle schon weggepuzzelt und die Wohnung während der Quarantäne schon dreimal umgeräumt?Zeit, mal wieder in Ruhe ein Buch zu lesen. Wir haben im Team zehn ganz persönliche Buchtipps zum Grundeinkommen zusammengetragen.
In vielen Büchern richtet sich der Blick in die Zukunft. Mit und ohne Grundeinkommen, dystopisch und utopisch, aber auch mit konkreten Ratschlägen, wie man jetzt sofort sein Leben durch mehr Müßiggang und kleine Abenteuer bereichern kann. Wenn du schon immer wissen wolltest, was Michael Endes Klassiker Momo mit dem Grundeinkommen zu tun hat, kannst du es hier herausfinden.
Jannes Tipp: "Was fehlt, wenn alles da ist?" von Daniel Häni & Philip Kovce
Was fehlt, wenn alles da ist? gibt es schon seit 2015 und es war das erste Buch, das ich zum Thema Grundeinkommen gelesen habe. Das Buch ist toll, weil es provokant ist. Und genau diese Provokation hat es zu Beginn der mittlerweile unglaublich groß gewordenen gesellschaftlichen Diskussion zum Bedingungslosen Grundeinkommen einfach gebraucht. Besonders im Kopf geblieben ist mir folgender Widerspruch: Gegner*innen des Grundeinkommens verteidigen den Status Quo damit, dass das Grundeinkommen utopisch – also unrealisierbar – sei. Doch wenn das Bedingungslose Grundeinkommen nur eine Utopie wäre, müsste es doch niemand so vehement bekämpfen, oder?
Janines Tipp: "Unsere Welt neu denken" von Maja Göpel
Maja Göpel lässt uns in ihrem Buch Unsere Welt neu denken aus der Gedanken-Box des "Homo oeconomicus" aussteigen und die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge neu erfassen. Sie zeigt auf, wie sich unsere Welt verändert hat und was wir tun müssen, um eine gerechte Welt für alle zu ermöglichen: das Wirtschaftssystem in Frage stellen, das auf ewiges Wachstum ausgerichtet ist. Sie lädt uns ein, unseren Anteil an den vernetzten Systemen zu erkennen und durch unser individuelles, aber auch gemeinschaftliches Handeln eine Welt zutage zu fördern, in der ein guter Lebensstandard für jeden Menschen möglich ist – ohne dabei die Natur außen vor zu lassen.
Einer meiner Lieblingssätze: "Je energischer jemand behauptet, dass irgendetwas alternativlos sei, desto genauer sollten Sie es hinterfragen."
Volkers Tipp: "Kurzer Abriss der deutschen Geschichte 2022-2050" von Daniel Weißbrodt
Was für eine interessante Idee, dachte ich, als mir dieses Buch eher zufällig in die Hände fiel: Während wir uns bei Mein Grundeinkommen jeden Tag aufs Neue fragen, ob man das Grundeinkommen für alle einführen sollte, dreht Daniel Weißbrodts Utopie den Spieß einfach um. In seiner fiktionalen Gesellschaft gibt es das Grundeinkommen einfach schon. Im "wunderbaren Jahr der Freiheit" 2032 wurde es eingeführt. Mehr Spoiler kommen nicht von mir, keine Sorge.
Dabei zieht Weißbrodt seinen "kurzen Abriss der Geschichte" eben nicht als Zukunftsutopie auf, sondern schreibt ein rückblickendes Geschichtsbuch aus der Perspektive des Jahres 2050. Dieser Dreh ermöglicht ihm, mit der Detailverliebtheit eines Historikers die verschlungenen politischen Pfade der Grundeinkommensidee bis zu ihrer Einführung aufzuzeigen. Das ist nur selten ein bisschen zu detailliert geraten, aber immer extrem aufschlussreich.
Und gerade in diesen Tagen lohnt sich die Lektüre besonders: Manche Wendung in diesem Buch kommt einem momentan sehr, sehr bekannt vor. Ich lese es an Ostern wohl nochmal.
Magdalenas Tipp: "Utopien für Realisten" von Rutger Bregman
In Utopien für Realisten beschäftigt sich Rutger Bregman mit der 15-Stunden-Woche als Antwort auf die Herausforderungen der Digitalisierung der Arbeit und macht deutlich, dass das Bedingungslose Grundeinkommen eine echte Option ist.
Es scheint nie wahrer gewesen zu sein als heute, dass der Wandel das einzig Beständige ist. Die allgegenwärtige Unsicherheit kann ganz schön beängstigend sein. Dieses Buch legt uns nahe, dass der Wandel eine Chance ist und zeigt die vielversprechendsten Utopien für unsere Zukunft auf. Mir hat die Lektüre viel Zuversicht, Motivation und Elan geschenkt.
Marc-Uwe Kling hat in seinem Roman QualityLand eine Gesellschaft erschaffen, in der ein Androide in den Wahlkampf um das Präsidentenamt zieht und eine der menschlichsten Ideen überhaupt im Gepäck hat: Das Bedingungslose Grundeinkommen. In einer Dystopie allerdings kein Erfolgsbringer – Die Umfragewerte fallen in den Keller. Während ich amüsiert von einer Zukunft lese, in der alles von Algorithmen optimiert wird und in der ich absolut nicht leben möchte, werde ich ganz beiläufig mit dem Gedankenspiel einer Grundeinkommensgesellschaft infiltriert. Smarter Schachzug!
Beim Lesen habe ich viel gelacht trotz Dystopie. Das ein oder andere Mal überkam mich aber für eine Sekunde doch der Gedanke, dass QualityLand nur einen Katzensprung entfernt liegt und schon übermorgen auch ich von einer Drohne beliefert werde, weil mein Unterbewusstsein – angeblich – eine Bestellung ausgelöst hat.
Mahebas Tipp: "Deutschland rechts außen" von Matthias Quent
Deutschland rechts außen hat auf den ersten Blick wenig mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen zu tun. Der Untertitel "Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie wir sie stoppen können" offenbart jedoch, in welche Richtung es geht. Der Rechtsextremismusforscher Matthias Quent erklärt, warum man die Rechten und ihre angeblichen "Sorgen" besser rechts liegen lässt und stattdessen die Arbeit an progressiven Themen wie Grundeinkommen so wichtig ist: Untergangsfantasien und Pessimismus sind die Säulen, auf denen der Erfolg populistischer und radikaler Rechter fußt. Statt den Themen der Rechten unnötig Aufmerksamkeit zu schenken, können wir im Geist von Freiheit und Solidarität neue Visionen suchen.
Quent weiß aus seiner Forschung, dass die meisten Menschen nicht nach dem schlimmsten Szenario suchen, sondern nach hoffnungsvollen und pragmatischen Antworten für eine bessere Zukunft. Diese Perspektive motiviert mich – insbesondere in turbulenten Zeiten wie diesen. Gerade jetzt dürfen wir das Feld nicht den Apokalyptiker*innen und Nationalist*innen überlassen, sondern sollten auf Solidarität und Miteinander setzen. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen wäre da schon mal ein Anfang.
Michas Tipp: "Im Club der Zeitmillionäre" von Greta Taubert
Greta Taubert ist Utopie-Testerin. Während die meisten Menschen über Veränderung fabulieren, stürzt sie sich vollständig rein in die neuen Welten. In diesem Buch erkundet sie die "Superutopie Zeitwohlstand". Darin geht es auch um Grundeinkommen, wenn sie mich zum Kirschenstehlen unter einem Kirschbaum trifft, aber noch um viel mehr. Das Buch macht Lust, ein neues Leben zu beginnen. Es zeigt, wie man den Moment voll ausschöpfen, wie man den Minimalismus, wie den größten Luxus feiern und neue Welten vor der eigenen Haustür entdecken kann. Werde Teil des Clubs der Zeitmillionäre!
Rebeccas Tipp: "Anleitung zum Müßiggang" von Tom Hodgkinson
Tom Hodgkinson stellt in Anleitung zum Müßiggang eine provokante Frage in den Raum: Was wäre, wenn wir mehr tun, worauf wir wirklich Lust haben? Was sich zunächst anhört wie ein plumper Aufruf zum Faulsein, ist in Wirklichkeit das Infragestellen unserer eingeschliffenen konsumorientierten Lebensgewohnheiten und eine Neudefinition des Begriffs Arbeit. Und es bleibt nicht bei der Frage, sondern wir bekommen auch ganz konkrete Ratschläge an die Hand, wie wir mehr Müßiggang und Gelassenheit in unser Leben holen können. Das Buch inspiriert zu mehr Selbstliebe und zeigt, wie daraus, ganz von selbst, die Lust zum schöpferisch sein und bedingungslosen Geben entsteht.
Der Märchen-Roman von Michael Ende mit dem bezeichnenden Untertitel "Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte" ist nicht nur zeitlos, sondern aktueller denn je. Momo greift den Zustand unserer heutigen Gesellschaft, in der wir so vielen Herausforderungen gegenüber stehen, schon 1973 auf. Sei es die wachsende Zahl von Burnouts, die Zunahme politischer Krisen und bewaffneter Konflikte oder der unaufhaltsam scheinende Klimawandel. Die Mär vom grenzenlosen Wirtschaftswachstum hat uns in eine existentielle Krise geführt. Die Geschichte von Momo stellt diesen Herausforderungen auf fantasievolle Art wesentliche Werte für eine zukunftsfähige und glückliche Gesellschaft gegenüber: Gemeinschaft im Einklang mit der Umwelt, gegenseitiges Zuhören, Freisein von Leistungs- und Zeitdruck. Genau das könnte auch die Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens bewirken.
Momo ist eine tolle Inspirationsquelle und motiviert mich, die Grauen Herren von der Zeitsparkasse mit ihren Zigarren und Aktenkoffern einfach nach Hause zu schicken!
Bonustipp: “Was würdest du tun?” von Michael Bohmeyer & Claudia Cornelsen
Allen, die aus erster Hand erfahren möchten, wie sich ein Leben mit Grundeinkommen eigentlich anfühlt, legen wir unser Buch Was würdest du tun? ans Herz. Micha und Claudia sind zu unseren Gewinner*innen gefahren, haben ihnen zugehört und ihre Geschichten für uns aufgeschrieben. Es ist ein Buch über Menschen, die die Zukunft bereits ausprobiert haben und darüber, wie uns das Bedingungslose Grundeinkommen verändert.
Wenn du lieber zuhörst als liest: Volker hat die besten Podcastempfehlungen zum Grundeinkommen für die Feiertage zusammengestellt. Was ist dein Lesetipp zum Grundeinkommen? Teile ihn mit uns in den Kommentaren.
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