Im Januar ist Tina in ihr Grundeinkommens-Jahr gestartet.
Nach ihrem Gewinn hat sie eine Liste mit Plänen aufgestellt. Im Folgenden könnt ihr lesen, an welche Orte das Grundeinkommen sie bereits getragen hat und welche Pläne noch darauf warten in die Tat umgesetzt zu werden.
Über mich
Hi, ich bin Tina, 24 Jahre, Jura-Studentin und ich habe das 67. Grundeinkommen gewonnen. Seit Januar bekomme ich nun jeden Monat bedingungslos 1.000 € und fühle mich toll.
Im Dezember, als ich von dem Gewinn erfuhr, hatte ich gerade mein erstes Staatsexamen bestanden, mich von den Strapazen halbwegs erholt und seit ein paar Monaten einen Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Kanzlei, weshalb ich finanziell wieder halbwegs auf eigenen Beinen stehen konnte. Ich warte gerade auf eine Stelle für mein Referendariat, mit dem ich hoffentlich im November beginnen kann und genieße in dieser Zeit die Vorzüge des Grundeinkommens und die kleine Verschnaufpause auf dem Weg zur Volljuristin.
Mein Grundeinkommen und ich
Als ich mich bei Mein Grundeinkommen angemeldet habe, habe ich nie damit gerechnet auch zu gewinnen, weil ich bei Verlosungen vorher nie viel Glück hatte. Während meines Studiums habe ich hauptsächlich von BAFöG und der Unterstützung meiner Eltern gelebt. Da fühlten sich 1.000 € im Monat wie sehr viel Geld an.
Im Dezember kam dann die Mail mit der Nachricht, dass ich gewonnen hätte. Zuerst dachte ich, es sei nur eine Spam Mail, die im falschen Ordner gelandet ist und war leicht verwirrt. Nach ein paar Minuten habe ich dann gleich meinen Freund und meine Eltern angerufen, die das alles gar nicht glauben konnten.
Im Januar ging es dann los.
Ich hatte schnell begonnen mir ein paar Pläne zu machen für die Zeit mit dem Grundeinkommen, sozusagen eine Bucketlist bis das Grundeinkommen wieder den Löffel abgibt. Darauf standen verschiedenste Sachen, zunächst wollte ich als Dank für die Unterstützung während meines Studiums meine Eltern und meine Schwester zum Essen einladen.
Als Nächstes hatte ich mir ein großes Ziel gesetzt: Mit meinem Freund eine Reise nach Australien zu machen, um eine Freundin zu besuchen. (Das Ziel stand eigentlich schon länger fest, aber mit dem Grundeinkommen war ich mir noch viel sicherer und entschlossener, es auch tatsächlich zu machen und selbst zu finanzieren.)
Außerdem wollte ich mehrere Kurztrips, hauptsächlich innerhalb Europas unternehmen. Ich war mit meinem Freund jetzt schon in Budapest und bald geht es nach Italien mit meiner Schwester.
Ein Ziel, dass ich bis jetzt noch nicht umgesetzt habe, ist, einen Teil des Geldes anzulegen. Leider kenne ich mich da gar nicht aus und bin recht planlos. Was ich bis jetzt weiß ist, dass ich mein Geld einer der wenigen fairen Banken anvertrauen will.
Hauptsächlich merke ich Veränderungen durch das Grundeinkommen aber in verschiedenen kleineren Punkten.
Zum Beispiel fällt es mir viel leichter auch etwas davon abzugeben. Das zeigt sich zum einen darin, dass ich viel öfter daran denke meine Freunde oder Familie mal auf einen Kaffee oder ein Bier einzuladen oder dass ich Projekte, die ich gut finde, auch gern unterstütze und weniger darüber grübele, ob mein Geld da jetzt gut angelegt ist oder nicht.
Auch schon vor dem Grundeinkommen hatte ich mir vorgenommen, bei bestimmten Dingen nicht mehr auf jeden Cent zu achten, sondern auf Qualität, faire Herstellung oder ähnliches. Das gelingt mir mit dem Grundeinkommen viel besser. Ich habe das Gefühl, wenn ich das Glück habe, ein Grundeinkommen zu bekommen, dann sollte ich es zumindest unterstützen, dass auch andere einen fairen Lohn für ihre Arbeit erhalten. Dieses Vorhaben ist aber leider immer noch ausbaufähig, aber ich arbeite daran.
Es ist schwer zu verallgemeinern, was das Grundeinkommen bewirkt. Es macht mich jedenfalls selbstbewusster, entspannter, unabhängiger und vor allem gibt es mir Sicherheit.
Wie ich über ein Bedingungsloses Grundeinkommen denke
Sicher merkt man schon aus meinen Erzählungen, dass ich das Grundeinkommen gut finde. Die Idee, dass jeder grundsätzlich gleiche Voraussetzungen – zumindest von staatlicher Seite - bekommt, klingt für mich nach der perfekten Grundlage für soziale Gerechtigkeit.
Der große Kritikpunkt ist ja immer, dass sich angeblich viele dann auf „die faule Haut“ legen und nur noch von ihrem Grundeinkommen leben. Selbstverständlich kann ich nicht für alle sprechen, aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, mich jetzt ausruhen zu wollen. Ich wollte immer dennoch eine Aufgabe haben, irgendwie weiterkommen, irgendetwas machen. 1.000 € monatlich sind auch gerade eine Grenze, von der man zwar leben kann, aber die sicher in den meisten Fällen nicht ausreichen, um sich „zur Ruhe zu setzen“.
Weiterhin glaube ich auch, dass mit dem Grundeinkommen viele zufriedener wären und auch etwas von ihrem Privileg zurück geben, sich ehrenamtlich engagieren, auf faire Löhne bei der Produktion achten, etc.
Mir fallen nur wenige Argumente ein, die wirklich gegen das Grundeinkommen sprechen. Eines ist die Finanzierbarkeit. Sicher bin ich keine Expertin, stelle es mir aber sehr schwierig vor, 1.000 € für jeden im Monat tatsächlich zu realisieren. Vielleicht kann man aber auch zunächst an einen Kompromiss denken.
Ich habe von der Idee gelesen, das Grundeinkommen nur für junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren einzuführen. Genau in dem Alter gehen die meisten einer Ausbildung, einem Studium, einem FSJ oder ähnlichem nach. Jeder junge Mensch ist noch in seiner Findungsphase und fragt sich, was er mit seinem restlichen Leben anstellen will. In dieser Phase verdient man meistens nicht besonders viel Geld und auch die Eltern können nicht jede*n unterstützen.
Mit den 1.000 € könnte sich jede*r entspannter orientieren und das finden, was sie/er wirklich mit ihrem/seinem Leben machen will. Die Ausbildung wäre dann nicht mehr so stark davon abhängig, wie viel Geld die Eltern verdienen und soziale Unterschiede könnten ausgeglichen werden.
Alles in allem bin ich sehr überzeugt von der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Für mich haben sich auch viele positive Faktoren erst jetzt gezeigt, an die ich vorher nicht einmal gedacht habe, wie z.B. das steigende Selbstbewusstsein.