Liebes Team von Mein Grundeinkommen, liebe Menschen, die an die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens glauben und sich dafür einsetzen, liebe Spenderinnen und Spender, meine Losnummer wurde gezogen und ich habe das 30. Grundeinkommen gewonnen. Lange habe ich nun überlegt, was ich schreiben kann und mich entschlossen, doch ein paar persönliche Zeilen zu verfassen.
An erster Stelle steht mein Dank von Herzen für dieses Geschenk, über das ich mich wahnsinnig gefreut habe, freue und immer wieder weiter freuen werde. Dieses Geschenk, dieser Gewinn kommt in einer Zeit, in der ich einen solchen „guten Wink“ wirklich gebrauchen kann. Beruflich suche ich schon seit einiger Zeit nach neuen Möglichkeiten, um wieder mehr Musik mit und für Menschen zu machen und auch meine anderen Fähigkeiten besser einsetzen zu können. Ich hoffe darauf, mehr Zeit für meine Stimme zu haben und endlich wieder ins Schreiben, Sprechen und Spielen zu kommen. Zudem möchte ich mich gern weiterbilden. Seit fast zehn Jahren übe ich meinen Beruf vor allem als Sängerin und Musikpädagogin aus und bin in den letzten 2 Jahren mitunter ratlos gewesen, wie es langfristig mit meiner Arbeit weitergehen wird.
Dies alles trat im vergangenen Jahr für etwa vier Monate sehr plötzlich in den Hintergrund. Ein Mensch, den ich mein Leben lang kannte, jünger als ich und eine meiner engsten Bezugspersonen der letzten Jahre, bekam die Diagnose einer unheilbaren Krankheit. Niemand im Umfeld konnte voraussehen, wie rasend schnell diese Krankheit sich unaufhaltsam ausbreitet. Das Sterben und den Verlust eines geliebten Menschen in Worte zu fassen, finde ich sehr schwer. Mein Vorhaben in meinem Profil habe ich bisher daher auch noch nicht abgeändert. Ich glaube, dass die ganze Familie erst jetzt dazu kommt, diesen Krankheitsverlauf und ihren Tod und die Unverrückbarkeit der Ereignisse zu begreifen.
In und seit dieser Zeit im Sommer habe ich viel über das „Bedingungslose“ nachgedacht. Vor allem über die bedingungslose Liebe. Eine bedingungslose Daseinsberechtigung und das bedingungslose Grundeinkommen scheinen mir damit eng verbunden zu sein.
Mit diesen Gedanken und mit Verlust und Trauer, Sterben und Tod, Vermissen und Gedenken möchte ich mich noch in Ruhe weiter befassen. Zudem möchte ich schauen, was dieser Gewinn des BGE für ein Jahr mit meinem Leben macht. Ich glaube fest daran, dass er sich auf mein Arbeiten auswirken wird und auf meine Lebensweise - und dadurch auch irgendwie auf mein Umfeld.
Das Geschenk von Mein Grundeinkommen will ich momentan noch in Ruhe bei mir ankommen lassen und bewusst einsetzen, darum plane ich, etwas davon erstmal zurück zu legen, für finanziell schwierige Phasen oder neue Pläne.
Bereits jetzt merke ich aber, dass ich an vielen Tagen ganz anders durch die Stadt gehe. Ein Teil meines Lebensgefühls hatte sich sofort verändert, als würde ich nochmals ganz anders aufatmen. Ich erlebe mich als weniger gehetzt und gelassener und somit auch offener für die Menschen um mich herum. Besonders berührt haben mich auch die Reaktionen der Menschen in meiner Familie und meiner Freundinnen und Freunde, die sich mit mir gefreut haben.
Ich glaube an den Ansatz eines bedingungslosen Grundeinkommens. Ich erlebe in meinem Umfeld viele Künstlerinnen und Künstler und Kulturschaffende aus verschiedensten Bereichen, die in dieser Gesellschaft meines Erachtens großartige und wichtige Arbeit beisteuern, sich aber dauernd um ihre finanzielle Grundlage sorgen müssen. Ich bekomme mit, wie Menschen in pflegerischen oder pädagogischen Berufen mit höchstem Einsatz arbeiten und dennoch gerade so finanziell über die Runden kommen. Ich habe Freundinnen und Freunde, die aus unterschiedlichen Gründen auf Geld vom Amt angewiesen sind und sich mitunter geradezu erniedrigen müssen, um dieses irgendwie zu erhalten. Ich bekomme über einen engen Freund mit, der auch Rollstuhlfahrer ist, dass Menschen mit Behinderung finanziell schlecht gestellt sind, da es (noch) kein gutes Bundesteilhabegesetz gibt. Ich kenne viele Menschen, die sich dringend politisch und ehrenamtlich engagieren möchten, die sich aber durch die dauernde Belastung, ihre finanzielle Grundlage sichern zu müssen, kaum anders fokussieren können. Ich kenne viele Menschen, die Jobs annehmen (müssen), die ihnen im Grunde nicht entsprechen.
Ich wünsche jedem Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Über das Grundeinkommen, das ich gewonnen habe, freue ich mich unbändig und ich möchte daher auch zum Abschluss dieses kleinen Briefes nochmals allen Beteiligten – und dem Glück – ein tief empfundenes Danke sagen:
Danke, Danke, Danke.