Hast du auch von dieser amerikanischen Studie gehört, die das Grundeinkommen angeblich so richtig zerlegt hat? Dann solltest du lesen, was der Grundeinkommens-Experte Scott Santens dazu sagt. Spoiler: Man muss so eine Studie schon richtig lesen können – aber manche scheinen das gar nicht zu wollen.
Dieser bedeutende Grundeinkommens-Test hat in den letzten Tagen für heftige Schlagzeilen gesorgt: das von US-Millardär Sam Altman gestartete und im Wesentlichen bezahlte amerikanische Open Research-Pilotprojekt. Altman kennen die meisten als Chef von OpenAI, dem Marktführer für künstliche Intelligenz.
In diesem Artikel werde ich die Ergebnisse des Pilotprojekts erläutern – und zeigen, dass sie frühere Experimente bestätigen und nicht widerlegen. Außerdem werde ich darlegen, warum das Bedingungslose Grundeinkommen echte Freiheit bedeutet – und warum es nur von genau den Menschen als Bedrohung verstanden wird, die von einem Mangel an Freiheit profitieren.
Wer ist Scott Santens?
Scott Santens erklärt den Amerikaner*innen seit mehr als zehn Jahren das Grundeinkommen. Er ist Gründer der Stiftung ITSA Foundation, die Forschung und Tests zum Grundeinkommen fördert, und Chefredakteur des Magazins Basic Income Today. Seine komplette Analyse kannst du hier im englischen Original lesen. Für dich übersetzt und verdichtet hat sie der freie Journalist Christian Gaca aus Berlin.
Eine umfassende Peer-Review-Studie aus dem Jahr 2020, die 38 Studien zum Grundeinkommen aus aller Welt verglich, kam zu folgendem Schluss: "Wir haben keine Hinweise auf eine signifikante Verringerung des Arbeitskräfteangebots gefunden. Stattdessen fanden wir Hinweise darauf, dass das Arbeitskräfteangebot bei Erwachsenen, Männern und Frauen jeden Alters, weltweit zunimmt."
Die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen US-Studie zeigen nun erneut, dass Forschung zu Grundeinkommen und Beschäftigung vor allem durch zwei Faktoren beeinflusst wird: Ob jemand einen Job hat und wie viele Stunden jemand arbeitet. Im Durchschnitt war die Wahrscheinlichkeit, dass die Empfänger*innen des Grundeinkommens erwerbstätig waren, um zwei Prozentpunkte geringer als in der Kontrollgruppe. Zudem arbeiteten sie etwa 1,3 Stunden weniger pro Woche.
Diese Zahlen führen viele Gegner*innen des Grundeinkommens zu dem Urteil, dass Altmans Pilotprojekt aus Sicht von Grundeinkommens-Befürworter*innen gescheitert sei. Doch ist es das wirklich? Schauen wir genauer hin.
Wer den Kontext ignoriert, kann die Studie nicht verstehen
So lief das US-Pilotprojekt ab: Zwischen 2020 und 2023 erhielten 1.000 Menschen in den US-Bundesstaaten Texas und Illinois monatlich 1.000 Dollar. Eine Kontrollgruppe aus weiteren 2.000 Menschen bekam hingegen nur 50 Dollar im Monat. Alle Teilnehmer waren zwischen 21 und 40 Jahre alt, alle verfügten nur über geringe Einkommen.
Die Zahlungen an die Teilnehmer*innen starteten Ende 2020, als die Arbeitslosigkeit in den USA pandemiebedingt ihren Höhepunkt erreichte. In der Kontrollgruppe hatten zu Beginn etwas mehr Menschen Jobs, aber bis zum Ende der Studie wuchs der Anteil der Berufstätigen in beiden Gruppen stark. Ende 2023 lag die Kontrollgruppe immer noch leicht vor den Grundeinkommens-Empfänger*innen – die Entwicklung der Zahlen war jedoch in beiden Gruppen nahezu identisch. Das Grundeinkommen reduzierte die Beschäftigung also nicht alarmierend.
Ein wöchentlicher Rückgang von 1,3 Stunden Arbeitszeit entspricht etwa 15 Minuten pro Arbeitstag – eine zusätzliche Pause oder ein längeres Mittagessen – oder etwa acht Tage weniger Arbeit pro Jahr. Mit acht Tagen mehr bezahltem Urlaub blieben die USA trotzdem hinter allen OECD-Ländern zurück, immer noch zwei ganze Tage hinter Japan. Klingt das etwa wie ein wirtschafts-zerstörerischer Zuwachs an Freizeit?
Hinzu kommt, dass das Grundeinkommen vor allem die Arbeitszeit von Eltern und jungen Erwachsenen beeinflusste. Bei kinderlosen Erwachsenen oder Über-30-Jährigen verzeichnete die Studie hingegen keine signifikanten Rückgänge bei Beschäftigungsstatus und Arbeitsstunden. Die Eltern wechselten von bezahlter zu unbezahlter Arbeit und stellten ihre Kinder an erste Stelle.
Man könnte nun seitens des Staates zusätzlich zum Bedingungslosen Grundeinkommen eine erschwingliche Kinderbetreuung fördern, um Eltern eine andere Option zu geben als Jobs, mit denen sie weniger verdienen als sie für die Kinderbetreuung zahlen müssen, damit sie arbeiten gehen können.
Mehr Bildung heißt nicht mehr Faulheit
Aus früheren Grundeinkommens-Experimenten wissen wir, dass junge Erwachsene oft Bildung über Beschäftigung stellen. Sie nutzen das Grundeinkommen, um eine Ausbildung zu beginnen oder neben einer schon laufenden Ausbildung weniger Stunden arbeiten zu müssen.
Dasselbe Bild ergibt die aktuelle Open Research-Studie: Bei den 30- bis 40-Jährigen gab es keine Veränderung beim Beschäftigungsstatus oder der Arbeitszeit, ein Rückgang war nur bei den unter 30-Jährigen zu verzeichnen, die von bezahlter Arbeit zu unbezahltem Lernen wechselten.
Ein weiterer, faszinierender Grund für den leichten Rückgang der Arbeitszeit liegt in der Art und Weise, die das Grundeinkommen die Arbeitssuche verändert: Die Menschen in der Grundeinkommensgruppe ließen sich durchschnittlich einen Monat länger Zeit, einen Job zu finden. Sind sie faul? Nein, sie waren einfach wählerischer. Woher wissen wir das? Weil sie häufiger angaben, dass "interessante oder sinnvolle Arbeit" eine wesentliche Voraussetzung für sie war, einen Job anzunehmen.
Die Grundeinkommens-Empfänger*innen konnten es sich plötzlich erlauben, den bestmöglichen Job für sich zu finden. Sie waren aktiver bei der Jobsuche und bewarben sich häufiger. Die Kontrollgruppe ohne Grundeinkommen musste weiterhin die Jobs annehmen, die sie finden konnte – für die langfristige Gesamtproduktivität ist das sicher kein Vorteil.
Aber die Open Research-Studie hat noch eine ganze Reihe anderer, spannender Ergebnisse, die in vielen Berichten aus dem Kontext gerissen – oder schlicht falsch dargestellt – wurden. Manche lassen sich direkt aus der Studie ablesen, andere ergeben sich nur im Vergleich mit anderen Grundeinkommens-Tests der Vergangenheit:
UNTERNEHMERTUM:
Mehr Frauen und benachteiligte Menschen gründen
Ein weiterer wichtiger Einfluss des Grundeinkommens ist, wie sehr es das selbstständige Unternehmertum steigert. Aus früheren Pilotprojekten wissen wir, dass dieser Einfluss gerade in Entwicklungsländern enorm ist. Zeigt die aktuelle Studie, dass die Gründerkultur auch in den USA mit Grundeinkommen zunähme?
Die Antwort ist: Nicht für alle im Durchschnitt, aber bei Schwarzen Menschen und Frauen deutlich. Am Ende des Programms lag die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus der Grundeinkommens-Gruppe ein Unternehmen gründen wollte, um 5 Prozentpunkte höher als bei der Kontrollgruppe.
NEUE ARBEITSPLÄTZE:
Grundeinkommen kann ein Jobmotor sein – das ist aber schwer zu testen
Ein Pilotprojekt, bei dem wenige Menschen in einem großen geografischen Gebiet verteilt Geld erhalten, schafft keine wachsende Nachfrage und damit auch keine neuen Arbeitsplätze – es sei denn, die Empfänger*innen des Grundeinkommens schaffen sie selbst. Nur ein Projekt, bei dem jeder Mensch in einem Gebiet ein Grundeinkommen erhält, schafft aus sich heraus neue Arbeitsplätze und hilft so Arbeitssuchenden, eine Anstellung zu finden. Es kurbelt die Gesamtwirtschaft an.
Solche Pilotprojekte gab es bereits: Das beste Beispiel hierfür ist Alaska, wo seit 1982 ein kleines jährliches Grundeinkommen existiert. Forscher*innen kamen hier zu dem Schluss, dass das partielle Grundeinkommen zu einem kleinen Rückgang bei der Vollzeitbeschäftigung führt. Die Teilzeitbeschäftigung nahm jedoch um 17 Prozent zu, sodass die Beschäftigung insgesamt stieg.
ARBEITSQUALITÄT:
Was die Statistik nicht zeigt, ist im Einzelfall trotzdem wahr
Eine vermeintlich enttäuschende Erkenntnis der Open Research-Studie war, dass die Grundeinkommens-Gruppe nicht, wie erwartet, im großen Stil höherwertige Jobs als zuvor fand. Aus den quantitativen Daten ließ sich das nicht herauslesen. Das hat auch mich zunächst enttäuscht – bis ich verstanden habe, dass in den qualitativen Interviews der Studie genau dieses erwartete Ergebnis durchaus drinsteckt. Es kommt nur darauf an, was "höherwertig" in der Lebenswirklichkeit des einzelnen Menschen konkret bedeutet.
Ein Beispiel ist Lisas Geschichte: "Lisa ist eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern und lebt in Texas. Zu Beginn des Programms hatte sie kein Einkommen. Lisa ist an Lupus erkrankt, was sie vom Arbeiten abhielt, und ihre Erwerbsunfähigkeitsrente war gestrichen worden. Dank der 1.000 Dollar pro Monat konnte Lisa einen Job annehmen, bei dem sie weniger verdiente als zuvor – aber bei einem Unternehmen, das ihr mehr Aufstiegsmöglichkeiten bot. Zwei Jahre später verdient Lisa über 75.000 Dollar, hat zwei Beförderungen bekommen und erwartet eine weitere. Sie liebt ihren Job. Lisa konnte auch ihren gewalttätigen Freund verlassen und in ihre eigene Wohnung ziehen. Ihren drei Söhnen geht es gut."
Lisa nutzte ihr Grundeinkommen, um einen zunächst statistisch betrachtet „schlechteren“ Job zu bekommen, der für sie und ihre Bedürfnisse aber tatsächlich ein "höherwertiger" Job ist.
GESUNDHEIT:
Weniger Alkohol- und Drogenkonsum bei Männern
Ein weiteres wichtiges Ergebnis von Altmans Pilotprojekt ist der Umgang mit Drogen- und Alkoholkonsum: Die Ergebnisse zeigen signifikante positive Auswirkungen, insbesondere für Männer, die am stärksten vom Status quo betroffen sind. Erstaunlicherweise bleibt dennoch das weit verbreitete Vorurteil bestehen, dass ein Grundeinkommen zu mehr Drogen- und Alkoholmissbrauch führen würde, trotz aller gegenteiligen Beweise.
Das Pilotprojekt zeigte auch mehr Besuche beim Zahnarzt und bei Ärzten im Allgemeinen, was auf mehr vorbeugende Behandlungen hinweist. Die Teilnehmenden hatten mehr Geld, Zeit und Bewusstsein, sich proaktiv um ihre Gesundheit zu kümmern. Das entlastet perspektivisch natürlich die Gesundheitskassen.
Auch diesen Effekt belegen andere Forschungsprojekte: Eine zeitgleich veröffentlichte Studie zu einem anderen Pilotprojekt stellte äußerst positive Auswirkungen auf die Gesundheit fest. Grundeinkommens-Empfänger*innen in Chelsea mussten mit einer um ein Drittel geringeren Wahrscheinlichkeit die Notaufnahme aufsuchen. Das Durchschnittsalter in Chelsea betrug 45 Jahre. Die Teilnehmenden der Open Research-Studie waren mit 21 bis 40 Jahren deutlich jünger. Gesundheitliche Effekte sind in dieser Altersgruppe schwerer abzulesen. Es ist also wahrscheinlich, dass die Auswirkungen des Grundeinkommens auf die Gesundheit je nach Alter variieren.
KONSUM UND SPAREN:
Mehr Erspartes für sich selbst, mehr Ausgaben für Andere
Wie Menschen ihr Grundeinkommen ausgeben, fand ich eigentlich schon immer am wenigsten interessant – schließlich müssen wir alle unsere Grundbedürfnisse decken und sämtliche Pilotprojekte zeigen das. Zwei Dinge, die ich aber an Sam Altmans Pilotprojekt hervorheben möchte: Die Ersparnisse der Grundeinkommensgruppe wuchsen um 25 Prozent und ihre Ausgaben für andere Menschen sogar um 26 Prozent. Die Menschen legen das Grundeinkommen teilweise für sich selbst zurück und geben einen anderen Teil für Geschenke an Freund*innen und Familie, für Privatkredite, wohltätige Spenden oder Unterhaltszahlungen aus.
Im Durchschnitt gaben die Empfänger 310 Dollar mehr pro Monat aus – das meiste davon für Lebensmittel, Miete und Fahrtkosten. Sie investierten aber auch mehr in Kinderbetreuung, was ihnen – wie gesagt – bessere Beschäftigungsbedingungen ermöglicht.
Aber der wichtigste Punkt für mich ist: Die Vielfalt der Ausgaben unterstützt ganz grundsätzlich die Idee eines universellen Grundeinkommens. Warum? Ich betone es immer wieder: Geld kann alles sein – Sachleistungen oder Dienstleistungen, die die Regierung bereitstellt, können das nicht. Nur Geld ist ein passgenauer Weg, individuelle Not zu lindern. Das Bedingungslose Grundeinkommen ist wie ein Generalschlüssel, der jede Tür aufschließt. Er ist einfach bereits da, bevor der Bedarf bekannt ist, welche Tür aufgeschlossen werden muss. Ohne Anträge und Bewilligungen. Ein Grundeinkommen ist Grundfreiheit.
Für alle diese beispielhaften Ergebnisse der Open Research-Studie gilt: Ich empfehle, gerade die qualitativen Auswertungen zu lesen. Sie vermitteln die beste Vorstellung davon, was das Grundeinkommen für die Menschen in diesem Pilotprojekt wirklich bedeutet hat.
Besonders eindrucksvoll ist etwa Lilas Geschichte. Vier Jahre vor Beginn des Pilotprojekts wurde sie Opfer eines schrecklichen Angriffs durch häusliche Gewalt: "Ich wurde dreimal in den Kopf geschossen und in den Hals gestochen. Ich war auf der rechten Seite komplett gelähmt, völlig blind. Ähm, ein Teil davon ist zurückgekommen und ich habe wieder gelernt zu laufen und so, aber das hat mein Leben definitiv sehr beeinflusst."
Die Studie beschreibt die Folgen der Gewalt – und die Wirkung des Grundeinkommens auf Lilas Leben: Sie leidet an einer Belastungsstörung infolge des Gewalt-Traumas, ist immer noch teils blind und erlebt zahlreiche Komplikationen, die ihre Fähigkeit zum Autofahren beeinträchtigen und es ihr schwer machen, unabhängig zu arbeiten oder zu leben. Sie beantragte Invaliditätsleistungen, die ihr jedoch wiederholt verweigert wurden. Als sie erfuhr, dass sie 1.000 Dollar im Monat erhalten würde, fühlte es sich für sie so an, als würde das Grundeinkommen den Status der "Invalidität ersetzen, den mir die Regierung immer wieder verweigert", heißt es in der Studie. Sie ist arbeitsunfähig und überzeugt, "ohne das Programm wäre ich wahrscheinlich obdachlos."
Was können wir aus den qualitativen Auswertungen der Studie lernen?
Denkt an Lilas Geschichte, wenn ihr an die Menschen in Sam Altmans Pilotprojekt denkt, die arbeitslos waren – aber von der Regierung nicht als arbeitsunfähig anerkannt wurden. Denkt an Lilas Geschichte, wenn ihr euch vorzustellen versucht, wie viel es Menschen bedeuten kann, ihren Peiniger*innen zu entkommen – und wie sie ohne Grundeinkommen in ihren Gewaltsituationen gefangen bleiben.
Wer in Lila nur eine Arbeitslose sieht, die ihr Grundeinkommen nutzt, um faul zu sein, begreift sie nicht wirklich. Und verkennt, wie massiv ein nicht bedingungsloses Sicherheitsnetz die Menschen im Stich lässt. Und sieht das Bedingungslose Grundeinkommen eben nicht als das Instrument der Massen-Emanzipation, das es ist.
Ja, mit Grundeinkommen können Menschen weniger arbeiten, weil sie die Freiheit dazu haben. Sie können Nein zu Missbrauch zu sagen – zu Hause und bei der Arbeit. Sie können ein Unternehmen gründen oder zu Hause bleiben, um ihre Kinder zu erziehen. Sie können sich entscheiden, ob sie wieder zur Schule gehen oder eine Weiterbildung beginnen. Sie können sich einen besseren Job suchen, in ihrer Stadt oder anderswo. Sie bekommen die Autonomie, genau das zu kaufen, was sie am dringendsten benötigen, wenn sie es am dringendsten benötigen.
Ein Grundeinkommen ist grundlegende Entscheidungsfreiheit.
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Scott Santens' Fazit
Das amerikanische Open Research-Pilotprojekt war ein interessantes Experiment. Um seine wichtigsten Ergebnisse zu erkennen, muss man jedoch genauer hinschauen. Man muss hinter die Durchschnittswerte schauen und den Kontext dieses und aller Pilotprojekte berücksichtigen, die es bereits gab und die noch folgen werden.
Es wird immer wieder befürchtet, dass ein Grundeinkommen dramatische Beschäftigungseinbußen produzieren würde. Aber es gibt keine Daten, die diese Befürchtung bestätigen. Auch nicht in der aktuellen US-Studie, trotz des leichten Rückgangs der Arbeitszeit bei Eltern und jungen Erwachsenen.
Für mich ist klar, dass aller Aufwand, der nur getrieben wird um sicherzustellen, dass alle Menschen arbeiten oder Arbeit suchen, sinnlos ist. Für mich ist klar, dass Bedürftigkeitsprüfungen, die einen so großen Prozentsatz von Menschen in Armut ausschließen und so viel Stigmatisierung verursachen, unnötig viel Schaden anrichten. Für mich ist klar, dass der gesamte Verwaltungsapparat, der alle Hebel in Bewegung setzt, dass Menschen nicht einfach Geld bekommen, das sie brauchen, Verschwendung ist.
Warum also verschwenden wir so viel Geld für die Bezahlung einer Bürokratie aus Vermittelnden, anstatt dieses Geld einfach direkt an die Menschen zu geben, damit sie es für sich und andere in ihrer lokalen Wirtschaft ausgeben können?
Unser bestehendes Sicherheitsnetz ist schädlich, verschwenderisch und teuer. Es lässt zu viele Menschen außen vor, die die Bedürftigkeitstests nicht bestehen. Es bestraft Menschen, die ihr Einkommen erhöhen, wenn ihnen das verdiente Geld wieder entzogen wird.
Mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen könnten wir einfach verhindern, dass immer mehr Hilfe benötigt wird. 1.000 Dollar für einen Menschen, der kurz vor der Obdachlosigkeit steht, könnte die Gefahr um 88 Prozent reduzieren, dass er tatsächlich obdachlos wird. Stattdessen geben wir später so viel mehr Geld aus, um die Folgen der Obdachlosigkeit zu behandeln.
Noch ein letztes Gedankenexperiment
Stellen wir uns vor, wir hätten in einem Land, in dem es das Bedingungslose Grundeinkommen für alle längst gibt, testweise eben jenes Grundeinkommens abgeschafft. Und stellen wir uns vor, das Ergebnis dieses Tests wäre das hier: Ohne Grundeinkommen würden plötzlich Eltern und junge Erwachsene mehr arbeiten – aber die Eltern würden weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen und die jungen Erwachsenen wären schlechter qualifiziert. Ohne Grundeinkommen wären außerdem plötzlich weniger Frauen und Schwarze Menschen Unternehmer*innen. Oh, und ohne Grundeinkommen würde plötzlich die Gewalt gegen Frauen und der Missbrauch von Alkohol und Schmerzmitteln zunehmen.
Würden wir all das dann als Erfolg betrachten? Würden wir sagen, dass der Test gezeigt hat, dass das Beibehalten des Bedingslosen Grundeinkommens eine schlechte Idee ist?!
Was denkst du? Kannst du den Argumenten von Scott Santens folgen? Haben die Ergebnisse der Open Research-Studie dich überzeugt? Schreib es uns in die Kommentare!
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