Fast ein Sechstel unserer Gewinner*innen sind Kinder. Das Bedingungslose Grundeinkommen können alle gewinnen. Wie ist es für eine 8-Jährige, Grundeinkommen zu bekommen, wie für einen 12-Jährigen? Wir haben unsere Gewinner*innen-Kinder Dafina und Jonas gefragt.
“Kinder können auch gut mit Geld umgehen. Das macht einfach keinen Unterschied, ob man kleiner oder größer ist.”
Dafina (8), bekommt seit Januar 2020 Grundeinkommen
Auf die Frage wie sich das Grundeinkommen für Dafina anfühlt, ruft sie freudestrahlend: “Guuut!” Dafina hat im Januar Grundeinkommen gewonnen. Ihre Freund*innen wollen ihr das erst gar nicht glauben. Doch, es stimmt! Jetzt bekommt Dafina nicht nur Taschengeld, sondern auch 1.000 Euro im Monat.
“Hä, das ist doch voll langweilig und blöd. Da muss man ja gar nichts machen”, meint ein Freund. Dafina hat darauf aber eine klare Reaktion: “Ja, ist doch gut, dass du nichts machen musst.” Eine andere Freundin spinnt schon Ideen, was sie zusammen mit dem Geld anstellen können: “Einen Reiterhof kaufen, wenn wir erwachsen sind!” Aber Dafina mag gar keine Pferde, deshalb vielleicht doch der Vorschlag ihrer anderen Freundin: “Eine Weltreise!”
Reisewünsche sind auch mit der Familie ein Thema. Australien wäre schön. Das würde Dafina nicht nur gerne sehen, sie könnten dort auch gleich ihre beiden Cousinen besuchen. Was an der Reise auch wichtig ist: Zeit mit der Familie verbringen, mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester. So war Dafinas erster Gedanke, als ihre Mutter ihr vom Grundeinkommensgewinn erzählt, eine Haushaltshilfe zu bezahlen. Dann hätte sie mehr Zeit mit ihren Eltern.
Nun, in Corona-Zeiten, sind eh alle zu Hause, Home-Schooling ist angesagt. Im Moment verbringt Dafina erstmal genügend Zeit mit ihrer Familie, die Haushaltshilfe ist vielleicht später nochmal Thema. Dafinas Mama ist nun “100 Prozent auf Kurzarbeit”, ungewisse Zeiten sind das. Da bringt Dafinas Grundeinkommen eine Sicherheit für die ganze Familie. Findet Dafina das in Ordnung, wenn ihr Grundeinkommen als Sicherheit dient? “Ja!”
Einen großen Wunsch hat sich Dafina schon erfüllt: “Ich hab ja auch angefangen, Saxophon zu spielen. Und das wollen wir auch bezahlen mit dem Geld”.
Sollten denn alle Kinder Grundeinkommen bekommen? Oder können Erwachsene besser mit Geld umgehen? Dafina: “Ich finde, es kann jeder bekommen. Kinder können auch gut mit Geld umgehen. Außer es sind so Kleinkinder… Die können das gewinnen, aber man sollte das denen nicht direkt geben – in die Hand oder so. Aber ich find schon, dass es jeder gewinnen kann. Weil, das macht einfach keinen Unterschied, ob man kleiner oder größer ist.”
Die erste Anschaffung sind Jonglierbälle für den Sportunterricht
Jonas (12), hat im Mai 2019 sein erstes Grundeinkommen erhalten
Jonas ist 12 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern in der Nähe von München. Seit der Grundschule spielt er Handball, ist bei den Pfadfindern und kommt nach den Sommerferien in die siebte Klasse. Der Sommer ist eine besondere Zeit, denn vor genau einem Jahr gewann Jonas ein Grundeinkommen. Seine Mutter hatte ihm – ohne dass er es wusste – ein Profil angelegt.
Er erinnert sich: “Ich dachte nur so: Häh?! Ich wusste gar nicht, was das ist. Und dann hat Mama erklärt, ich bekomme jetzt 1.000 Euro im Monat, ein Jahr lang. Sie ist runter gesprintet zu meinem Papa und dann haben wir uns an den Tisch gesetzt und ein Blatt Papier in die Mitte gelegt”.
Aus dem Blatt Papier wurde eine Liste an Ideen, was Jonas mit seinem Grundeinkommen so machen kann – bedingungslos. Auf der Liste stehen Wünsche wie: “So oft schwimmen gehen, wie ich will, Freizeitpark, Urlaub, ins Kino gehen, einen PC/Laptop, essen gehen.” Und dann waren auf einmal 1.000 Euro auf Jonas’ Sparkonto.
Die erste Anschaffung vom Grundeinkommen sind Jonglierbälle für den Sportunterricht, mit denen er zuhause übt und im Unterricht eine Eins plus bekommt. Dazu kommen über das Jahr verteilt ein neuer Zauberwürfel, ein Fahrradhelm und die finanzielle Beteiligung am neuen Hund, der seit Anfang des Jahres bei der Familie wohnt. Aber in ganz besonderer Erinnerung ist ihm geblieben, dass er sich ein neues Handy kaufen konnte. “Das hätte ich mir nie von meinem Taschengeld kaufen können. Ich konnte mir einfach ein Handy aussuchen!”
Jonas bespricht die Verwendung des Grundeinkommens mit seinen Eltern, obwohl er meistens selbst entscheiden darf, wofür er es ausgibt. Den Umgang mit Geld ist er schon durchs Taschengeld gewohnt. Der Unterschied zum Grundeinkommen: “Das ist viel mehr!”. Den größten Teil des Geldes möchte er sparen: “Ich hab schon gesagt, für den Führerschein möchte ich Geld aufheben. Und für ein kleines Auto vielleicht. Und mit den Pfadfindern möchte ich in drei Jahren eine große Reise machen.”
Bis dahin lädt Jonas zum Beispiel seine Freunde zum Eisessen ein. “Früher hätte ich das wahrscheinlich nicht gemacht.” Er beobachtet “Das Eis wird ja gefühlt auch jedes Jahr 10 Cent teurer”. Wenn alle seine Freunde auch ein Grundeinkommen hätten, würde er gerne mit ihnen zusammen in den Urlaub fahren, “auf irgendeine Insel.”
Er hat seine Wunschliste aufbewahrt, weil das Jahr mit Grundeinkommen zwar abgeschlossen, für Jonas aber noch lange nicht vorbei ist: “Es fühlt sich an wie am Anfang, weil ich hab ja immer noch das Geld, das ist ja nicht weg. Wie soll man auch 1.000 Euro im Monat direkt raushauen, das geht ja eigentlich gar nicht!”
Aufgezeichnet von Christina Strohm und Malina Günzel
Brauchen Kinder Grundeinkommen? Jannes organisiert bei uns die Verlosungen und sagt ganz klar: Ja! Warum er Grundeinkommen für eine gute Lösung gegen Kinderarmut hält, hat er im Magazin für uns aufgeschrieben.
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