Seit einer Woche steht unser 13. Grundeinkommensgewinner fest. Natürlich möchten wir euch seine Reaktion auf den Gewinn nicht vorenthalten. Marc hat uns einen Brief geschrieben, der uns alle sehr berührt hat und uns in unserer Mission bestärkt. Deswegen möchten wir ihm die Vorstellung selbst überlassen:
Hallo,
ich bin Marc, der glückliche Gewinner des 13. Grundeinkommens! Mit dem folgenden Portrait möchte ich mich vorstellen und euch an meiner Geschichte teilhaben lassen.
Bevor ich über mich spreche, ist es mir eine Herzensangelegenheit, Danke zu sagen!
Ich danke dem Team, das dieses wertvolle Projekt ins Leben gerufen hat und mit so viel Liebe, Leidenschaft und Herzblut betreibt! Ich danke allen, die mit ihrem Beitrag und ihrem solidarischen Denken mit Grundeinkommen mitfinanziert haben! Und ich danke allen Glückshänden, die so unglaublich geil gewürfelt haben!
Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für eine Erleichterung das für mich bedeutet! Es hätte keinen besseren Zeitpunkt dafür geben können! DANKE!!!
- Eine überwältigende Erfahrung -
Im Frühjahr 2015 bin ich auf das Projekt aufmerksam geworden. Das Konzept eines BGE halte ich für einen möglichen, richtungsweisenden Schritt, hin zu einer gesünderen und gerechteren Gesellschaft! Ich bin davon überzeugt, dass am Ende alle davon profitieren würden. Somit hat es mich begeistert!
Nachdem ich mich für die Verlosung auf der re:publica noch einzeln anmeldete, entschied ich mich, Crowdhörnchen zu werden!
Die Möglichkeit, tatsächlich selbst ein Grundeinkommen zu gewinnen, habe ich allerdings nicht einmal in Erwägung gezogen, so unwahrscheinlich schien es mir. Darum ging es mir aber auch nicht und die Teilnahme an den Verlosungen würde mir immerhin jedes Mal eine kurze schöne Träumerei schenken. Dachte ich zumindest …! In der Nacht der Verlosung des 13. Grundeinkommens will ich mir also gegen 00:15 Uhr meine Ernüchterung abholen und erfahren, wer wohl diesmal der/die glückliche Gewinner/in ist…
Ich bin gerade bei Facebook online, gehe auf die Seite von Mein Grundeinkommen und klicke mich durch die Kommentare unter dem Post zur aktuellen Verlosung. Irritiert muss ich feststellen, dass man hier einem “Marc” zum Gewinn gratuliert. In einem weiteren Kommentar teilt jemand die ersten drei Zahlen des Gewinnerloses mit. 526… und ergänzt, dass sie dann nicht weiter zugehört habe. Natürlich habe ich nicht einmal eine Ahnung, welche Losnummer ich überhaupt habe. Jetzt bin ich allerdings doch mehr als neugierig geworden! Also ab auf die Homepage, einloggen, Losnummer herausfinden und mit den drei genannten Zahlen vergleichen … passt! Aus der Neugierde wird allmählich Aufregung und mein Puls steigt. Kann es tatsächlich sein, dass ICH? … Nein, das ist doch abwegig! Drei Zahlen fehlen mir nun noch zur Auflösung dieses Mysteriums! Auf FB und der HP ist noch keine offizielle Bekanntgabe zu finden! Also Video gucken! Vorspulen bis die Würfel im Bild erscheinen! 526 … 3 … 5 … 1 …! Das ist MEIN Los! Zurückspulen! Noch mal schauen! Gleiches Ergebnis! Mein Puls ist inzwischen jenseits von Gut und Böse und das Adrenalin macht mir jeden klaren Gedanken unmöglich! Ich brauche jemanden, der mir objektiv bestätigt, dass ich nicht träume. Ich erreiche schließlich einen guten Freund in Barcelona! Er ist merklich irritiert über meine Aufforderung, sich mitten in der Nacht ein Video anzuschauen und sich ein paar Zahlen zu notieren, willigt aber ein und verspricht mir, mich anschließend wieder anzurufen! Als er soweit ist, ist auch die Homepage bereits aktualisiert! Es ist offiziell. ICH habe das 13. Grundeinkommen gewonnen! Was ein Wahnsinn! An Schlaf ist jetzt natürlich nicht zu denken! Das ist zu verrückt! Die nächsten beiden Morgen, musste ich jeweils erstmal überprüfen, ob ich nicht doch bloß geträumt hatte. Erst als mich dann die Gewinnmitteilung per E-Mail erreichte und ich einen Tag darauf mit Amira von mein-grundeinkommen telefonierte, begann es sich allmählich real anzufühlen! Definitiv eins der verrücktesten und besten Erlebnisse meines Lebens!
Mit meinem Grundeinkommen werde ich …
“… unter anderem den weiteren Weg meiner Gesundung finanzieren!”
Meine Geschichte beginnt im Jahr 2006 (eigentlich schon früher, aber das würde zu weit führen)! In diesem Jahr bestand ich mein Abitur und erhielt die Diagnose einer chronisch entzündlichen Magen/Darm Erkrankung (Morbus Crohn). Auf ein Jahr naive Sturheit (vielleicht war es auch eher hilflos überfordertes Verdrängen), in dem ich unter Medikamenten weiter machte wie bisher, folgte ein hartes Erwachen. Ich musste krankheitsbedingt den ersten Versuch eines Studiums aufgeben. Ich fing an, zu reflektieren und begann mit der Umstellung von Ernährung und gesamter Lebensweise. Gleichzeitig musste ich das Auftreten erster unschöner Nebenwirkungen aufgrund der anhaltenden Kortisoneinnahme feststellen! Ich stand an der nächsten Weggabelung. „Ich bin zu jung, um mein Leben lang Chemie zu fressen und mich damit Stück für Stück mehr kaputt zu machen, nur um irgendwie noch einigermaßen ‘zu funktionieren’! Ich will leben!“ - So traf ich die Entscheidung, dass ich wieder gesund werden will oder zumindest so nah wie irgend möglich daran herankommen möchte! Eine Entscheidung, die ich täglich aufs Neue treffen musste und ein paar Mal fiel es mir doch schwer, nicht zu resignieren. Auch den zweiten Versuch eines Studiums, musste ich abbrechen. Mit jedem Erfolg, und wenn er noch so klein war, wuchs jedoch seither der Wille, die Entschlossenheit und die Zuversicht in mir!
So stolperte ich also mehr oder minder glücklich in die ersten Jahre meines Erwachsenenlebens.
Die Erfolge der Umstellung der “äußeren” Faktoren, wie Ernährung etc., waren zwar messbar, allerdings schienen sie im Gesamtbild nur mäßigen Einfluss auf die Symptomatik zu haben. Es musste also noch etwas Anderes geben! Meine Suche setzte ich nun im „Innen“ fort. Bei der Wechselwirkung von Körper und Seele - der Psychosomatik. Ich entschied mich für eine Psychoanalyse! Sie wurde zu einem der fruchtbarsten Bestandteile meines weiteren Weges und Siegmund Freud zähle ich inzwischen zu meinen besten Freunden! Im Zuge dieser Analyse gelang es mir, meine Berufsausbildung sehr erfolgreich zu absolvieren und auch gesundheitlich deutliche Fortschritte zu erzielen. Vor allem aber begann ich nach und nach, zu verstehen worin die Ursachen meiner Erkrankung liegen und so entwickelte sich ein immer klarer werdendes Bild eines zielführenden Weges! Trotz Arbeitszeitreduzierung entstand jedoch bald eine Blockade, denn um für den Arbeitsalltag hinreichend zu funktionieren, musste ich gewisse Abwehrmechanismen immer wieder aktivieren. Auch die Symptomatik verschlimmerte sich erneut, womit sich die Entscheidung, wie es weiter geht quasi erübrigte. Seither bin ich krank geschrieben, die Blockaden lösten sich und ich stelle mich den darunter liegen Konflikten. Ein sehr anstrengender und bitterer Weg, aber ich komme in diesem Prozess meinem Ziel immer näher! Demnächst läuft nun mein Anspruch auf Krankengeld aus. Das Neue, was entsteht ist allerdings noch nicht hinreichend belastbar und so brauche ich noch etwas Zeit. Auch, um eine wirklich nachhaltige Stabilität zu erreichen. Meine Erfahrungen der letzten 1,5 Jahre mit dem von uns geschaffenen Sozialsystem haben mich leider vielfach schockiert! In meinen Augen hat dieses System an vielen Stellen ein bedrückend skurriles Verständnis von “sozial”, “solidarisch” und zu meiner Verwunderung auch von “ökonomisch sinnvoll” entwickelt. Dabei wirkt es auf mich unendlich entfremdet und fern von jeglicher menschlichen Realität mit ihrer, zugegeben, durchaus individuellen Komplexität. Eigenständiges, konstruktives und lösungsorientiertes Denken schien grundsätzlich erst mal unerwünscht und zu Überforderung zu führen. Trotz der Tatsache, dass ich inzwischen eine durchaus beachtliche Summe privater finanzieller Mittel in diesen Weg investiert habe, die bisherigen Erfolge für sich sprechen und eine weitest mögliche Gesundung doch im Interesse aller Beteiligten sein sollte, erlebte ich häufig ein Klima der Konkurrenz und Ignoranz. Nur mühsam konnte ich vom Sinn und Nutzen einer Kooperation überzeugen. Sehr befremdlich. Ich bitte um Nachsicht für die Zeilen der Kritik, aber ich bin doch reichlich entsetzt über diese Erfahrung. Umso mehr Bedeutung gewinnen für mich Projekte, wie dieses, in denen wahre soziale Solidarität Platz findet. Ohne euch müsste ich mich nun erneut mühsam durch weitere Berge sehr sozialer und natürlich alternativloser Bürokratie quälen! Kostbare Zeit und Kapazitäten gingen mir verloren und am Ende stände ich doch bei der Grundsicherung! Ihr ermöglicht mir mit diesem Grundeinkommen ein Stück bedingungslose Freiheit! So kann ich meine Energie komplett auf die nächsten Schritte zur Gesundung ausrichten und möglicherweise sogar anderen Menschen, mit ähnlichen Krankheitsbildern, eine motivierende Unterstützung werden. DANKE für diese Erleichterung! Oder um es mit Goethe zu sagen:
“Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!”