Diese Woche präsentierte sich MeinBGE neben den Grundeinkommens-Initiativen aus Indien und Finnland beim 10. World Forum for a Responsible Economy in Lille. Bei der Konferenz ging es darum, wie Gesellschaften und Unternehmen verantwortungsvoll auf den fortschreitenden Wandel durch Digitalisierung und Automatisierung reagieren können und wie Antworten auf die zunehmende Schnelllebigkeit und Unsicherheit des Arbeitsmarkts aussehen können.
Zentrale Themen des Forums waren beispielsweise die Zufriedenheit von Mitarbeiter*innen als ausschlaggebendes Element für unternehmerischen Erfolg oder der ethische Umgang mit künstlichen Intelligenzen in der zukünftigen Arbeitswelt. MeinBGE-Gründer Micha war vor Ort, um in einem prominent besetzten Experten-Talk über das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) unseren Ansatz vorzustellen, BGE als Experiment und Idee direkt in die Gesellschaft zu tragen. Schnell entpuppte sich das Panel als eine der inhaltlich erfrischendsten Gesprächsrunden der gesamten Veranstaltung, da mit Sarath Davala und Olli Kangas zwei weitere Experten unterschiedliche BGE-Experimente vorstellten, denen verschiedene gesellschaftliche Kontexte und Bedingungen zugrunde liegen.
Sarath Davala hob vor allem die emanzipatorischen Effekte auf sozial schwache Milieus hervor, die von mehreren Studien, die in den letzten Jahren in indischen Dörfern durchgeführt wurden, belegt wurden. Viele Menschen konnten sich dort aus Schuldenkreisläufen befreien, sich leichter wirtschaftlich selbständig machen und Bauern wurden von klimatischen Unsicherheiten, die ihre Ernteerträge beeinflussten, weniger hart getroffen. Zudem erfuhren Care-Arbeit und soziales Engagement höhere gesellschaftliche Anerkennung und das BGE führte zu gesundheitlichen und psychischen Verbesserungen sowie stärkerer Solidarität unter den Menschen. Insgesamt habe das BGE, so Davala, bei den meisten Proband*innen zu einer „positiven Aufwärtsspirale“ geführt, die ein staatliches Wohlfahrtsregime nicht hätte leisten können.
Daneben präsentierte Olli Kangas, wissenschaftlicher Leiter des BGE-Experiments der finnischen Regierung, den aktuellen Stand des Projekts, das ab 2017 zwei Jahre lang umgesetzt werden soll. Um auf die zunehmende Prekarisierung auf dem finnischen Arbeitsmarkts zu reagieren, will die Regierung 2000 arbeitslosen Menschen monatlich 560 Euro BGE auszahlen. So soll jegliche Art von Arbeit stärkere soziale Wertschätzung erfahren und das Sozialsystem und seine Bürokratie vereinfacht werden. Dabei werden Sozialleistungen, die diesen Betrag übersteigen, weiterhin bezahlt. Langfristig sollen Menschen so vor prekären und unzumutbaren Lebensumständen geschützt werden.
Die Konferenz hat uns Mut gegeben, den Diskurs über das BGE weiter anzuregen und mit Inhalten zu befeuern. Denn eines wurde wieder einmal deutlich: Die Diskussion um Grundeinkommen überschreitet Partei- wie auch nationale Grenzen. In welcher Form Grundeinkommen für eine Gesellschaft am sinnvollsten ist, bleibt erstmal offen. Zunächst lohnt der Blick auf die unterschiedlichen positiven Aspekte, die ein BGE mit sich bringen kann. Und der Austausch darüber.
Die Diskussionsrunde kann in voller Länge hier angesehen werden. Weitere Infos und Ergebnisse zum Grundeinkommens-Experiment in Indien findet ihr hier, eine Präsentation von Olli Kangas zum finnischen Projekt kann hier abgerufen werden.