Jede*r dritte Österreicher*in erwartet, dass das Bedingungslose Grundeinkommen schon in den nächsten zehn Jahren eingeführt wird. Steven von Mein Grundeinkommen reist im November durch das Land. Im Gepäck hat er Einblicke aus der Debatte in Deutschland – und eine Frage: Wie wollen unsere Nachbar*innen das Grundeinkommen Realität werden lassen?
Normalerweise verbringe ich viel Zeit in unserem Büro am Computer: Ich programmiere, analysiere, bereite Meetings vor und bilde mich fort, damit unsere Projekte und Experimente zum Grundeinkommen laufen. Manchmal klappe ich aber den Bildschirm zu und mache mich auf den Weg zu Menschen in Deutschland und Europa, die sich für das Grundeinkommen einsetzen – oder sich für die Arbeit unseres Vereins interessieren und wissen möchten, wie es sich mit Grundeinkommen lebt.
Für mich sind diese Reisen extrem spannend: Sie geben mir ein besseres Gefühl dafür, für wen und was wir eigentlich arbeiten und welche Fragen zum Grundeinkommen die Menschen umtreiben. In den letzten Jahren habe ich mit Politiker*innen in Frankreich und Portugal diskutiert, einer Arbeitsgruppe der korsischen Regierung von unseren Erfahrungen berichtet und gemeinsam mit Grundeinkommens-Expert*innen aus skandinavischen Ländern Studierende der Universität von Lund in Schweden getroffen. Und nun also Österreich.
Ein Volksbegehren steht in den Startlöchern
In der Alpenrepublik wird das Thema Grundeinkommen gerade heftig diskutiert: Aktuell wird ein Volksbegehren für ein Bedingungsloses Grundeinkommen über 1.200 Euro monatlich vorbereitet. Laut einer großen Umfrage unter 14 bis 29-Jährigen hält etwas mehr als ein Drittel die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens in den nächsten zehn Jahren für realistisch! Und 91% der Befragten sagen, sie würden auch mit Grundeinkommen weiter arbeiten. Diese Zahlen haben mich neugierig gemacht.
Als ich im April in einer Salzburger Buchhandlung aus unserem Buch “Was würdest du tun?” lesen durfte, habe ich das Interesse an der Idee des Grundeinkommens schon einmal persönlich erlebt. Jetzt laden uns die Arbeitsgemeinschaft BGE Oberösterreich und der Verein Generation Grundeinkommen erneut nach Österreich ein – und ich nehme die Einladung gerne an.
Bedingungslosigkeit kennt keine Landesgrenzen – oder?
Vom 7. bis 11. November werde ich bei Vorträgen und Lesungen in Wien und Linz sowie bei einer Wanderung auf den Schneeberg Österreicher*innen aller Hintergründe und Altersschichten treffen. Ich möchte erfahren, wie sie die Idee des Grundeinkommens wahrnehmen.
7. November 2019, 18:30 Uhr: Lesung und Gespräch im Wissensturm in Linz
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8. November 2019, 18:00 Uhr: Lesung und Gespräch in der Akademie für Gemeinwohl in Wien
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9. November 2019, 09:00 Uhr: “Grundeinkommen in Bewegung”, Wanderung auf den Schneeberg, Payerbach
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11. November 2019 18:30 Uhr: Kollektive Bewusstseinsaufstellung in der Schule des Ungehorsams, Tabakfabrik in Linz
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Meine Vermutung ist, dass Bedingungslosigkeit keine Landesgrenzen kennt und auch in Österreich die Herzen aufgehen, wenn wir uns gemeinsam eine Grundeinkommens-Gesellschaft vorstellen. Welche gesellschaftlichen Ängste müssen wir auf dem Weg dahin überwinden? Welche politischen Möglichkeiten gibt es, das Grundeinkommen zu starten? Ich bin gespannt, wie die Stimmungslage zum Volksbegehren in Österreich ist, welche Kritikpunkte es gibt und welche Aspekte vielleicht besonders mutig sind.
Auf meiner Reise werde ich auch Gerhard Haderer treffen, den langjährigen Stern- und Titanic-Karikaturisten. Haderer ist überzeugter Unterstützer eines Grundeinkommens. Für einen Kunstkalender hat er zwölf seiner Zeichnungen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Der Verkaufserlös der limitierten Edition kommt komplett der Bewegung für das BGE zugute.
In Österreich leben übrigens auch sieben unserer Gewinner*innen, die ein Jahr lang Grundeinkommen bezogen haben. Sie kommen aus Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt und sind Teil unserer österreichischen Crowd, die mittlerweile schon rund 20.000 Menschen umfasst. 2.000 von ihnen spenden als Crowdhörnchen sogar regelmäßig Geld in unseren Lostopf!
Was werde ich mitnehmen von meiner Grundeinkommensreise nach Österreich? Ich werde berichten, versprochen.
Foto: Fabian Melber