Wie hoch sollte das Grundeinkommen sein? Sollten es wirklich alle bekommen? Und wer bezahlt das eigentlich? Wir haben euch gefragt, wie ihr euch euer Grundeinkommen bauen würdet – hier sind eure spannendsten Antworten.
Auf Instagram und Facebook haben wir euch zur Diskussion eingeladen, wer ein Grundeinkommen erhalten sollte, wie es finanziert werden könnte und welche anderen Leistungen dafür eurer Meinung nach wegfallen könnten.
Innerhalb eines Tages habt ihr in über 150 Beiträgen diskutiert, wie so ein Do-It-Yourself-Grundeinkommen aussehen kann. Hier ist die Essenz dieser Debatte.
750 oder 1.500 Euro? Wie viel ist genug?
Die Frage nach der angemessenen Höhe eines Grundeinkommens treibt besonders viele Menschen um: Auf Facebook schreibt Dana Agu dazu, dass 1.000 Euro noch kein Betrag sei, von dem Menschen gut leben können.
Peter Ruehl lässt lieber offen, wie hoch ein Grundeinkommen sein sollte, und stellt stattdessen folgende Bedingung: “Es sollte in der Höhe so gestaltet sein, dass man ein Leben in Würde führen kann, ohne Angst haben zu müssen, finanziell den Boden unter den Füßen zu verlieren.”
Andere hingegen nennen sehr konkrete Zahlen: Facebook-Nutzerin ブラウン ステファニー schreibt: “1.500 Euro für jeden Erwachsenen, der wegen gesundheitlicher Lage nicht arbeiten kann, 1.111 Euro für alle, die arbeiten gehen können als Zubrot, von dem nichts abgezogen wird!“
Sydän Norsu meint: “Das BGE sollte hoch genug sein, um neben dem Grundbedarf auch eine gewisse kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, und auch zum Beispiel alternative Ernährungsformen jenseits der Discounter zu ermöglichen. Derzeit bedeutet dies meines Erachtens 1.200 bis 1.500 Euro.”
Auf Instagram schlägt kuenstlerkati vor, die Höhe des Grundeinkommens regional und abhängig von zum Beispiel den Mieten vor Ort zu gestalten. Und Sandra Bochert kommentiert bei Facebook: “Also ich denke, um halbwegs gut leben zu können, sollten schon 1.500 Euro Grundeinkommen drin sein, mit der Option, 1.200 Euro steuerfrei dazu verdienen zu dürfen.”
Von 750 bis 1.500 Euro reicht die Bandbreite aller Vorschläge, aber die Meisten sprechen sich für 1.200 bis 1.500 Euro Grundeinkommen – oder ein mehrstufiges System – aus.
Was ist mit den Kindern?
Wer sollte eigentlich ein Grundeinkommen erhalten? Wo immer diese Frage in den Kommentarspalten gestellt wird, folgt sofort diese: Sollten auch Kinder ein Grundeinkommen erhalten? Und wenn ja, wie viel?
Sehr oft wird dabei vorgeschlagen, das Grundeinkommen mit steigendem Lebensalter anzuheben. Die Ansätze sind dabei verschieden: 500 Euro für Kinder, 1000 Euro für Jugendliche und 1.500 Euro für Erwachsene, schlagen Sascha Höver und Facebook-Nutzerin ブラウン ステファニー vor. Corinna Sim wünscht sich 750 Euro für Kinder, wovon wenigstens ein Teil auf einem Konto angespart werden sollte.
Grit Geisler wünscht sich anstelle eines Grundeinkommens lieber kostenlose Leistungen für Kinder: “1.000 Euro ab 18 oder 21 Jahren. Man kann einem Kind nicht jedem Monat eine größere Summe überlassen. Besser wäre kostenloser Nahverkehr, Schulspeisung, freie Eintritte etc. für Kinder, damit es auch bei ihnen ankommt.”
Diesen Ansatz, mit dem Grundeinkommen auch konkrete Unterstützung in Form anderer Leistungen “auszuzahlen“, bringen viele nicht nur im Zusammenhang mit Kindern in die Diskussion ein. Facebook-Nutzerin ブラウン ステファニー schlägt etwa vor, Workshops zur sinnvollen Geldanlage oder Rentenvorsorge anzubieten: “Es sollte nicht "nur" Geld geben, sondern auch Hilfe, das Beste daraus zu machen, damit die Gesellschaft auch wirklich besser und schöner für alle Lebewesen wird.“
Karsten Behr schreibt: “Ein Geldbetrag wäre die als letzte zu betrachtende Position. Vorher ginge es um Freibeträge für Strom, Waren und Dienstleistungen. Das Tauschen, Schenken, Leihen würde stärker in den Vordergrund gehoben.”
Und wie bezahlen wir das alles?
Natürlich werden auch Finanzierungsmodelle in unseren sozialen Kanälen heiß diskutiert – mit sehr unterschiedlichen Ideen, aber großer Einigkeit in einem Punkt: Das Geld für ein Bedingungsloses Grundeinkommen soll aus steuerlicher Umverteilung kommen.
Sydän Norsu befürwortet eine Maschinensteuer, also eine neue Abgabe von Unternehmen, die viele Maschinen oder Roboter, aber wenig menschlichen Arbeiter*innen, beschäftigen: “Eigentlich IST das Grundeinkommen schon längst finanziert, da Maschinen, Roboter, Computer vieles erwirtschaften. Diese Werkzeuge sind von uns Menschen gemacht, nicht von denen, die sie bezahlen können und von ihnen jetzt profitieren.“
Corinna Sim, Karl-Heinz Ritsche und viele andere setzen sich mit einer Finanztransaktionssteuer auseinander. Corinna würde diese Steuer auf jede Finanztransaktion und sogar Bargeldzahlungen erheben. Karl-Heinz schreibt, dass er jede Kontobewegung, auch im privaten Bereich, mit 0,01 Prozent besteuern würde.
Aber auch Veränderungen der Einkommens- oder Mehrwertsteuer werden diskutiert. So würde Corinna Sim zusätzlich zur Transaktionssteuer alle Einkommen über einem Freibetrag von 1.500 Euro monatlich mit 40 Prozent und Einkommen über 200.000 Euro pro Jahr sogar mit 50 Prozent besteuern.
Heiko Terhechte hat eine Idee zur Mehrwertsteuer: “Das Grundeinkommen finanziert sich von ganz allein, wenn der Staat alle wirtschaftlichen Subventionen zur Arbeitsplatzerhaltung einstellt und die Mehrwertsteuer nur um 2 bis 4 Prozent erhöht.” Auch Jutta Holtmann würde nicht die Einkommen aus Arbeit besteuern, sondern den Konsum.
Was geht, wenn das Grundeinkommen kommt?
Fast alle Diskutierenden sind sich einig: Mit der Einführung des Grundeinkommens sollen Arbeitslosengeld I und II abgeschafft werden. Zusätzlich würden viele auch Leistungen wie BaföG und Kindergeld mit einem Grundeinkommen ablösen, nicht aber Sonderbedarfe etwa für Krankheit oder Behinderung.
Manche*r spricht sich sogar für die Abschaffung der Rente aus. “Alle Transferleistungen sollten entfallen. Rente ebenso. Und jeder kann den Rentenbeitrag, den er sonst zahlen würde, selbst bekommen und damit selbst weiter vorsorgen”, schreibt Christoph Horstmann. Und Nicole Schulz würde “kein Hartz4, kein Arbeitslosengeld, keine Ausbildungsbeihilfen, keine Renten” mehr zahlen.
Michaela Kerstan und andere würden Rente wie auch Einkommen zusätzlich zum Grundeinkommen zahlen. Sie widerspricht damit Christoph Horstmann: “Menschen, die am unteren Rand des Existenzminimums leben, geben keinen Cent für private Rente aus.” Grit Geisler pflichtet ihr bei: “Der deutsche Bürger sorgt nicht selber für seinen späteren Ruhestand vor, wenn er nicht gezwungen wird.”
Muss es wirklich bedingungslos sein?
Einige Vorschläge lösen auf unseren sozialen Kanälen besonders heftige Debatten aus: Könnte es das Grundeinkommen zwar für alle, aber nur bis zu einer festgelegten Einkommensobergrenze oder nur auf Antrag geben? Wer es nicht brauche, könne sich so abmelden, argumentieren die Fürsprecher.
“Wenn man selektiert, ist es nicht mehr bedingungslos”, antwortet Heiko Terhechte auf die Idee einer Einkommensgrenze. Jenny Hager schreibt: “Bedingungslos ist das Stichwort.”
Grundeinkommen nur auf Antrag hält Jenny Hager für unnötige Bürokratie: “Jeder bekommt es. Was die Menschen daraus machen, ist deren Sache.” Helmut Winkler fügt hinzu: “Na, das hat für Einige wieder den Touch von Almosen, sodass gerade Leute, die es wirklich brauchen, es nicht beantragen. Wer es nicht braucht, kann es ja spenden.”
“Es sollte schon so sein, dass es für Arbeitslose, die arbeiten können, dann auch Auflagen gibt, damit sie sich nicht auf dem Grundeinkommen ausruhen”, schreibt Sandra Bochert – und erhält darauf zahlreiche Kommentare wie diesen von Sascha Höver: “Es ist erstaunlich, wie sehr sich dieser Mythos in den Köpfen der Menschen eingebrannt hat, dass Menschen durch ein BGE nicht mehr arbeiten gehen wollen würden. Es gibt viele Experimente diesbezüglich, die das genaue Gegenteil beweisen”
Helmut Winkler fasst diese Debatte so zusammen: “Letztlich sprechen wir doch von einem BGE. Wenn wir es je erreichen wollen, müssen wir es auch jedem gönnen. Sonst kommt es nämlich nicht.”
Wie sieht dein Do-it-yourself-Grundeinkommen aus? Schreib uns in den Kommentaren, welche Ideen du teilst und mit welchen Vorschlägen du überhaupt nicht einverstanden bist. Danke für deine Meinung!
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