Mit Grundeinkommen würde Uyulala
Hartz IV dankend ablehnen, endlich. Vom Leben und Sterben erholen und wieder zur Abendschule gehen..

Geschichten
  • Die letzten zwei Jahre waren sehr anstrengend. Nach ewigem hin und her, ob Kinder nach meiner Chemotherapie überhaupt noch möglich wären, ließ ich 2013 alles untersuchen. Ich hab's schwarz auf weiß- nö, geht nicht und wenn, dann nur mit höchstem medizinischen Aufwand. Gut, das ist der Preis, dann mach ich jetzt weiter, mache an der Abendschule mein Abi nach, und dann Medizin- gute Onkologen braucht das Land. Ein halbes Jahr später kam die Eigenbedarfskündigung unserer Wohnung, die wir erst vor damals zwei Jahren in ziemlich üblen Zustand bekommen hatten. Zwei Wochen später der positive Schwangerschaftstest. Es hat lange gebraucht bis ich nicht an einen Tumor glaubte. Wohnungssuche, Job, der mich natürlich dann nicht fest anstellte, Abendschule, Umzug. Ständig Geldsorgen, weil ich aufstocken musste und mir das Amt immer zuviel Lohn abzog und ich ständig schwanger auf's Amt rennen musste, manchmal hungrig. Trotzdem brachte ich das Schuljahr noch zu Ende, trotzdem renovierte ich die neue eigentlich zu kleine Wohnung und trotzdem gab es eine kleine Hochzeit, mit selbst gebundenen Brautstrauß, trotzdem ging ich noch Probe arbeiten und trotzdem bekam ich mein kleines Mädchen. Aber zwei Wochen danach musste ich wieder auf dem Amt kämpfen, war noch von der Geburt und den zwei Monaten doppelten Nierenstau völlig fertig, musste betteln. Noch ein Vierteljahr dauerte es bis endlich der richtige Hartz- Satz berechnet war. Ohne Unterstützung von der Familie, die 800 km weit weg ist und nem Mann, der sein eigenes Päckchen zu tragen hat, musste ich mit nem Schreikind klarkommen, mit ihrer und meiner Neurodermitis, mit immernoch keiner Nachtruhe nach anderthalb Jahren, ständigen Erkrankungen, weil mein Immunsystem sich nie richtig von der Chemo erholt hat. Weiterhin muss ich ständig mit dem Amt diskutieren, weil es einfach die Berechnungen ändert. Und trotzdem lacht meine Kleine, weil ich einfach immer mit ihr draußen bin und aus eigener Kindheit weiß, wie man trotz 'ohne Geld' die Welt so gut macht wie es geht und wir sie teilen mit lieben Menschen. Das klingt alles, wenn ich das lese, sehr nach Mitleid und Klagen, sollte es nicht, ist nur eine Bestandsaufnahme und eigentlich nichts gegen die Baustellen der Jahre zuvor ABER: Eine Pause wäre wirklich mal ganz schön...