Alexander hat das 60. Bedingungslose Grundeinkommen gewonnen. Zur Halbzeit fasst er seine bisherigen Erfahrungen für uns zusammen und denkt darüber nach, was Grundeinkommen für die Gesellschaft bedeuten könnte.
Rückblick
Es ist Mitte Dezember 2016. Gerade frisch mit der Freundin zusammengezogen und noch die letzten Reste aus ihrer alten Wohnung geholt, stehe ich gegen 19 Uhr auf dem Lidl Parkplatz und tippe eine WhatsApp Nachricht an sie, dass ich fertig bin und nach Hause fahre. Irgendwie bin ich dabei auf die E-Mail-App gekommen, wodurch diese sich sofort geöffnet hat. Zwischen den üblichen Gewinnbenachrichtigungen, die der Spam Filter nicht gefiltert hat, ist die Nachricht von Mein Grundeinkommen, dass ich bei der Nikolausziehung gewonnen habe. Da ich das nur überflog, ebenfalls für einen Fake hielt und Hunger hatte, machte ich mich erstmal auf die zehnminütige Heimfahrt.
Allerdings kaum losgefahren, musste ich ständig darüber nachdenken: Gibt es wirklich auch davon schon Fake E-Mails? Vom Anschreiben her war es doch persönlicher und anders. Ich musste die Mail also unbedingt nochmal lesen, wodurch mir die kurze Heimfahrt doch ewig vorkam. Vielleicht so wie euch das Lesen dieser sehr genauen Einleitung. Da ich mir sicher bin, ihr haltet es vor Spannung kaum noch aus, kürze ich jetzt ab:
Ja, die E-Mail war echt und ja, ich bin der 60. Gewinner bei Mein Grundeinkommen.
Zu beschreiben, wie man sich da fühlt ist schwierig, denn das Gefühl ist eine andere Dimension als mal auf dem Volksfest ein Los mit genügend Punkten für einen Teddybären zu ziehen. Es ist einfach der Hammer!
Gegenwart
Um mich kurz vorzustellen, ich heiße Alexander, bin 32 Jahre alt und von meiner guten Laune seit dem Gewinn des Grundeinkommens ist noch nichts verflogen, allerdings schon sechs Monate und damit habe ich Halbzeit.
Was hat sich nun geändert in meinem Leben?
Eigentlich nichts, das man nach außen sieht, denn:
Ich fahre noch das gleiche Auto, Reparaturen sind aber jetzt nichts mehr, weswegen ich nachts wach liege.
Das Hobby ist das gleiche, aber ich lebe es intensiver.
Meine Situation vor Grundeinkommen war schon so, dass auf vieles verzichtet oder länger gespart werden musste.
Jeder Mensch, der Unterhalt für zwei Kinder bezahlen muss, weiß wohl, wovon ich rede.
Grundeinkommen hat mir ein Jahr Sorgenfreiheit beschert, ohne jeden Tag darüber nachdenken zu müssen, wie die Rechnungen bezahlt werden, wenn das Geld trotz Arbeiten knapp ist.
Und sowas hat enorme Auswirkungen auf die Lebensqualität.
Im Wohnzimmer laufen die Filme nicht über einen größeren Fernseher, aber in meinem Kopf laufen größere Erinnerungen von Unternehmungen, Konzerten und Kultur, die ich jetzt machen kann. Solche Erinnerungen sind unbezahlbar, wobei es doch erst Grundeinkommen gebraucht hat, um sie zu erschaffen.
Beruflich habe ich mich nicht verändert, allerdings ist mir aufgefallen, dass ich viel befreiter und zufriedener zur Arbeit gehe. Vielleicht weil es sich indirekt wie eine Lohnerhöhung anfühlt.
Meine Meinung rund um das Thema Bedingungsloses Grundeinkommen
Ich bin vor ca. zwei Jahren durch stern TV auf Mein Grundeinkommen aufmerksam geworden und fand die Idee super.
Im Freundes- und Bekanntenkreis wird das Thema auch immer wieder diskutiert, nicht zuletzt durch mich.
Mir fällt auf, dass viele das Wort bedingungslos nicht verstehen und man erstmal jemand anderem nichts gönnt, statt weiter zu denken. Immer wieder höre ich: Die Sozialschmarotzer hätten dann ja noch weniger Grund, arbeiten zu gehen. Nun, ich sehe das anders: Zum einen motiviert das vielleicht auch ein bisschen, arbeiten zu gehen und zum anderen muss man bedenken, dass es dann ja jede*r bekommt. Das heißt, geht jemand deswegen nicht arbeiten: Ok, seine Sache. Aber gehe ich arbeiten, dann hab ich ein extra Geld.
Das ist auch etwas, das bedingungsloses Grundeinkommen ausmacht, es sollen alle bekommen.
Was ist für mich negativ am Bedingungslosen Grundeinkommen?
Meiner Erfahrung nach passt man seine Ausgaben dem Verdienst an, das ist ja erstmal gut für den Einzelhandel etc. Allerdings befürchte ich auch, dass es mit Grundeinkommen dann in vereinzelten Bereichen des Lebens starke Preiserhöhungen geben wird, denn Gier wird es immer geben. Zum Beispiel bei den Mieten: Der Vermieter weiß ja dann, jeder Mieter hat 1.000 € sicher, egal welche Arbeit oder welchen Verdienst er hat und bei einem neuen Mieter wird einfach mehr verlangt.
Es steckt sicher noch viel Arbeit dahinter. In einem Land, in dem z.B. der Solidaritätszuschlag nun schon rund 25 Jahre länger als geplant bezahlt werden muss, ist es sicher auch nicht einfach, sowas zu realisieren. Aber ich hoffe, das Ganze geht weiter voran - wenn auch in kleinen Schritten.
Vielen Dank an das gesamte Team hinter Mein Grundeinkommen und genauso an die Crowd, die so fleißig unterstützt.