Bedingungsloses Grundeinkommen? Geld vom Staat, einfach weil man lebt? Ohne jede Gegenleistung? Was vor wenigen Jahren noch als wilde Utopie galt, ist jetzt Thema ernsthafter politischer Diskussionen. Wir wollten wissen: Was denken die Menschen in Deutschland tatsächlich darüber? Wer würde dann noch arbeiten gehen? Und wie verändern sich die Zukunftspläne der Menschen?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir beim Meinungsforschungsinstitut YouGov eine Befragung in Auftrag gegeben. An der Online-Umfrage nahmen 2033 Personen teil. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren und sind –soviel sei bereits verraten – äußerst interessant.
Die Idee kommt in Deutschland gut an
Die Befunde zeigen deutlich: Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens kommt in Deutschland gut an. 73% der Befragten geben an, die Idee des BGE prinzipiell zu befürworten. Nur 21% lehnen die Idee ab. Dass trotz der allgemeinen Zustimmung noch Diskussionsbedarf besteht, zeigt sich daran, dass 44% der Menschen in Deutschland noch offene Fragen zum Grundeinkommen haben.
Zustimmung über alle parteipolitischen Präferenzen hinweg
Besonders Personen mit niedrigem Einkommen und Bildungsgrad wünschen sich BGE. Alter und Geschlecht der Befragten spielen hingegen keine entscheidende Rolle. Die parteipolitische Präferenz wirkt sich zwar auf den Grad der Zustimmung aus (z.B. bevorzugen Wähler*innen der Partei DIE LINKE ein BGE stärker als Wähler*innen der CDU/CSU). Erstaunlich ist jedoch, dass über alle parteipolitischen Präferenzen hinweg die Zustimmung zum BGE überwiegt.
Vertrauen in die eigene Arbeit, aber nicht in die Arbeit anderer
Mit Blick auf den häufig angebrachten Einwand “Dann geht ja keiner mehr Arbeiten”, kommt die Studie zu interessanten Ergebnissen. Das Vertrauen in die Mitbürger*innen ist gespalten: Die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass die meisten Menschen in einer Grundeinkommens-Gesellschaft nicht mehr arbeiten würden.
Im Kontrast dazu gibt eine große Mehrheit der Befragten (82%) an, man selbst wolle mit BGE weiterhin einer Erwerbsarbeit nachgehen. Nur 8% würden mit einem BGE aufhören zu arbeiten.
Grundeinkommen fördert Produktivität und Familienleben
Insgesamt wird das BGE als Anstoß zu mehr Produktivität gesehen: So glauben die Befragten, BGE würde ihnen zu mehr Selbstbestimmung verhelfen (26%) sowie mehr Zeit für die Familie beziehungsweise eine Familiengründung (25%) ermöglichen. Außerdem versprechen sich viele von einem BGE beruflichen Antrieb. So gibt ein Teil an, sich im Falle einer Umsetzung eine ähnliche Tätigkeit unter besseren Arbeitsbedingungen zu suchen (20%), in Weiterbildung zu investieren (19%) sowie die berufliche Selbstständigkeit zu wagen (17%). Lediglich 11% würden sich erstmal eine Auszeit nehmen.
Wachsende Zustimmung in Politik und Gesellschaft
Mit der gesellschaftlichen Debatte um Grundeinkommen in der Schweiz und in Deutschland fordern zunehmend auch prominente Politiker*innen und führende Ökonom*innen öffentlich die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Neben dem ehemaligen Ministerpräsidenten Thüringens, Dieter Althaus (CDU), Linke-Franktionschefin Katja Kipping und dem Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele (Grüne) sprechen sich unter anderem auch Götz Werner (Gründer der Drogeriemarktkette dm), Timotheus Höttges (Vorsitzender der Deutschen Telekom AG) sowie SAP-Vorstand Bernd Leukert für ein Grundeinkommen in Deutschland aus. Ströbele plant, das Grundeinkommen sogar zum zentralen Thema der Grünen im Bundestagswahlkampf zu machen.
Hinweis: Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2033 Personen zwischen dem 18.05.2016 und 20.05.2016 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
Hier findest du das Video der Pressekonferenz und der Verlosung des 43.-45. Grundeinkommens am 7. Juni 2016.
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