Wenn es um die Digitalisierung geht, spalten sich die Meinungen. Dabei ist Digitalisierung nicht unbedingt gut oder schlecht, sondern vor allem das, was wir daraus machen! Deswegen werden wir in den nächsten Wochen den Begriff der Digitalisierung genauer unter die Lupe nehmen und uns mit euch darüber austauschen, wie wir als digitalisierte Gesellschaft zusammenleben möchten.
Mehr als technologische Innovationen
Der oft verwendete Begriff “Digitalisierung” greift eigentlich zu kurz, um zu beschreiben, was zurzeit geschieht. Denn es geht weit über die neuen technischen Möglichkeiten und die zunehmende Automatisierung von Arbeitsprozessen hinaus.
Wir befinden uns in einer Situation, die der ersten industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts gleicht.
Damals vollzog sich der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft: Durch technologische Innovationen, wie die Dampfmaschine und die Eisenbahn, wurde ein Umbruch in allen Lebensbereichen ausgelöst. Leben, Arbeiten und Produzieren veränderte sich tiefgreifend: Die Menschen zogen in die Stadt zu den Fabriken, die Großfamilie wurde von der Kleinfamilie abgelöst, die Arbeiterbewegung formierte sich und erkämpfte wichtige Rechte, wie die erste Sozialversicherung, die wiederum den Grundstein für den heutigen Wohlfahrtsstaat legte …. und das ist nur eine Auswahl an Beispielen.
Adé alte Arbeitswelt!
Ähnliches wiederholt sich heute, nur dass wir uns im Übergang von einer analogen zu einer digitalen Welt befinden. Wer hätte noch vor einigen Jahren gedacht, dass mal eine beliebte Suchmaschine selbstfahrende Autos entwickelt und damit die Logistikbranche verändert. Auch unser persönliches Leben verlagert sich immer mehr in den digitalen Raum: Auf Tinder suchen wir die große Liebe, über Facebook planen wir unsere nächste Veranstaltung, YouTube-Videos helfen uns, die Welt zu verstehen. Ihr wisst es selbst am Besten!
Dabei entpuppt sich die Digitalisierung auch als radikale Revolution unserer Arbeitswelt. Viele üben Berufe aus, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab und kaum einer wird sein Leben lang den gleichen machen. Nicht nur was und wie wir arbeiten wird sich verändern, sondern auch wie viel wir überhaupt noch arbeiten werden. Der Einsatz digitaler Technologien und die damit verbundene Effizienzsteigerung wird zwar neue Jobs entstehen lassen, aber vor allem wird ein Großteil wegfallen: Circa 47 Prozent in den nächsten 25 Jahren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Oxford-Universität.
Brüche im Lebenslauf? Nicht vorgesehen
Aber auch Bildungs- und Sozialsystem können bald nicht mehr mithalten, denn beides wurde an den Bedürfnissen der Industriegesellschaft ausgerichtet. Schule und Ausbildung bereiten uns auf einen konkreten Beruf vor. Wir lernen dort aber nicht, was wir für die Zukunft wirklich brauchen: Kreativität, emotionale Intelligenz, echtes Teamwork.
Auch die heutige Sozialversicherung funktioniert auf Dauer nur, wenn Vollbeschäftigung herrscht und wir ein Leben lang ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften können. Brüche im Lebenslauf? Dafür gibt es keine Behörde.
Es geht um die soziale Revolution
Vor mehr als 100 Jahren entstanden Sozialversicherungen und Rentensysteme als Antwort auf die sozialen Herausforderungen, die der technologische Fortschritt mit sich brachte. Was ist unsere Antwort heute? Und wer wird für den sozialen Fortschritt eintreten, so wie damals die Arbeiterbewegung?
Klar ist, dass die Erfolgsrezepte der Vergangenheit allein nicht mehr greifen werden. In der Zukunft werden wir kein Problem haben, Wohlstand zu erwirtschaften. Wir müssen uns aber dafür einsetzen, ihn nachhaltig und gerecht zu verteilen – gerade dann, wenn die klassische Erwerbsarbeit zurückgeht. Die digitale Revolution ist eine soziale Revolution.
Es gibt viele Ideen, die wir auf dem Weg in die Zukunft ausprobieren sollten. Im Herzen der Veränderung könnte ein Bedingungsloses Grundeinkommen stehen.
Je früher wir uns dabei unserer eigenen Handlungsmacht bewusst werden, desto besser können wir mitbestimmen und gestalten. Lasst uns dieses historische “window of opportunity” nutzen. Gemeinsam können wir entscheiden, wer wir als digitalisierte Gesellschaft sein wollen.
#SpoilerAlert
Das kommt als nächstes:
Um mitzumischen, müssen wir wissen, wohin es gehen soll! Wir haben unsere Vision formuliert – und sind gespannt was ihr davon haltet.