Erster Kongress der Gesellschaft hat stattgefunden
Überblick über Highlights und Zahlen sowie Bildmaterial
Berlin, 23.09.2023
Frankfurt am Main - Der Verein Mein Grundeinkommen hat erfolgreich seinen ersten Kongress der Gesellschaft abgehalten, bei dem führende Expert:innen, Aktivist:innen und eine breite Öffentlichkeit zusammenkamen, um zu diskutieren, wie die Finanzierung des Grundeinkommens unsere Zukunft retten kann.
Der Kongress fand statt auf einem Schiff, welches ab Frankfurt für drei Stunden den Main entlang schipperte und er wurde vollständig im Live-Stream übertragen. Die Veranstaltung stieß auf reges Interesse. Insgesamt haben über 1.500 Personen die Veranstaltung live online mitverfolgt und über 1.800 Nachrichten in den Chat geschrieben.
Ein besonderer Höhepunkt des Kongresses war die erstmalige Verlosung von zehn Realistischen Grundeinkommen. Außerdem wurden weitere 20 Utopische Grundeinkommen verlost. Die Verlosung ist von zahlreichen Crowdhörnchen mit Spannung erwartet worden. Für diese Verlosung haben sich 837.667 Personen angemeldet, davon sind 209.722 angemeldete Kinder.
Die Programmpunkte des Kongresses umfassten die inspirierende Keynote-Speech von Maja Göpel, einer renommierten Expertin für Nachhaltigkeit und sozialen Wandel, sowie Interviews mit einflussreichen Persönlichkeiten wie Ricardo Lange, Marcel Fratzscher und Helena Steinhaus. Diese Gespräche boten wertvolle Einblicke in die Chancen und Herausforderungen des Grundeinkommens. Maja Göpel eröffnete die Veranstaltung mit der durch Studien belegten Erkenntnis, dass die Sorge um eine egoistische und zunehmend ungleiche Gesellschaft zunimmt. Ihre Forderung lautet darum: ”Was wir brauchen, ist viel Engagement gegen gesellschaftliche Spaltung.”
Seit Ende August ist es allen möglich, sich an einer Abstimmung zu beteiligen und auf diese Weise mitzubestimmen, wie Bedingungsloses Grundeinkommen finanziert werden soll. Während des Kongresses der Gesellschaft wurden die Ergebnisse dieser Abstimmung bekannt gegeben. Die wenigsten sind dafür, Grundeinkommen durch höhere Einkommenssteuern zu finanzieren. Nur 4 % gaben ihre Stimme dafür ab. 7 % der Abstimmenden sprachen sich dafür aus, Grundeinkommen durch eine höhere CO2-Steuer zu finanzieren. Vermögen stärker zu besteuern und dadurch das Bedingungslose Grundeinkommen für alle zu finanzieren halten 36 % für den richtigen Weg. Am beliebtesten ist ein ausgewogener Mix aus allen bereits genannten Steuern. 53 % der Stimmen gingen an den Ausgewogenen Steuermix. Diese Abstimmungsergebnisse bilden den Start der gesellschaftlichen Debatte über die Ausgestaltung eines Bedingungslosen Grundeinkommens.
Ein weiteres Highlight war der Talk mit Alice Hasters, Mareice Kaiser und Aya Jaff, die ihre persönlichen Perspektiven und Erfahrungen zum Thema Geld teilten. Die drei Teilnehmer:innen berichteten aus ihren sehr diversen Erfahrungen, konnten sich jedoch auf einen Punkt einigen: wie viel Geld Menschen aktuell zur Verfügung steht, ist aktuell keine Frage der Leistung, sondern entscheidet sich damit, in welche Familie man hineingeboren wird. “Es dauert sieben Generationen, bis sich Leute aus der Armut herausarbeiten,” sagte Mareice Kaiser. “Wir diskutieren derzeit, ob es ok ist, dass unsere Gesellschaft so ungerecht ist, wie sie eben aktuell ist. Bei diesem Thema müssen wir weiter kommen,” ergänzte Alice Hasters.
Bei der Kurzvorstellung des Grundeinkommenskonfigurators erwähnte Michael Bohmeyer, Gründer und Projektentwickler bei Mein Grundeinkommen, dass es seit Veröffentlichung des Rechners bereits mehr als 30.000 Aufrufe des Rechners gegeben hat, also etwa 1.000 Aufrufe pro Tag. Das große Interesse für den Rechner ist ein Indiz für die Relevanz der Idee Grundeinkommen.
Das unterstrich auch Helena Steinhaus, Gründerin des Vereins Sanktionsfrei e.V.. Es gibt zwar schon heute Absicherungen in Form des Bürgergelds, dieses ist aber zu wenig, um echte Teilhabe zu gewährleisten. Der größte Unterschied wäre die Bedingungslosigkeit. "Die Sanktionen sind dafür da, Menschen unter Kontrolle zu halten und in schlechte Jobs zu pressen. Ohne Sanktionen könnten Menschen würdevoller entscheiden, was sie machen möchten. Leider ist nicht die Finanzierbarkeit die große Frage, sondern der politische und gesellschaftliche Wille."
Der Verein Mein Grundeinkommen dankt allen Teilnehmer:innen, Referent:innen und Unterstützer:innen für ihren Beitrag zu einem erfolgreichen Kongress. Das große Interesse zeigt, wie wichtig das Thema Grundeinkommen ist, wenn es darum geht, unsere Zukunft zu gestalten.
Verlosung beim Kongress der Gesellschaft. Fotograf: Fabian Melber
Diskussionsrunde Kongress der Gesellschaft. Fotograf: Fabian Melber
Über Mein Grundeinkommen
Mein Grundeinkommen ist eine gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisation (NGO) und gilt als eines der ‘spannendsten Sozial-Labore der Welt’. Via Crowdfunding sammelt der Verein Geld und verlost dieses auf zwei Arten. Einmal als Utopische Grundeinkommen in Höhe von 1.000 Euro monatlich für ein Jahr und seit 2023 außerdem als Realistische Grundeinkommen bis zu 1.200 Euro im Monat einkommensabhängig für drei Jahre.
Der Zuspruch ist groß: Mitte 2014 gegründet, treibt Mein Grundeinkommen heute mit über 3 Millionen Nutzer:innen die Debatte an und verlost monatlich mehrere Grundeinkommen. Parallel zu den Verlosungen untersucht die Organisation in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und weiteren Forschungsinstituten in der weltweit ersten zivilgesellschaftlichen Langzeitstudie das Bedingungslose Grundeinkommen nach wissenschaftlichen Standards.