Auf der Straße wird er manchmal erkannt – aber im Netz ist er sogar ein bisschen berühmt: Simon David Dressler kommentiert Politik bei TikTok und Instagram. Mehr als 50.000 Menschen schauen ihm dabei zu. Bevor Simon am Samstag bei uns live Grundeinkommen verlost, wollen wir von dem 25-Jährigen wissen: Wie diskutiert seine Generation im Netz über soziale Gerechtigkeit? Ist TikTok wirklich so rechtsextrem, wie alle sagen? Und was hält er selbst vom Grundeinkommen?
Simon, du nennst dich selbst einen "progressiven Populisten". Wie wird man das?
Simon: Ich bin eher unpolitisch aufgewachsen. Meine Mutter hat zwar oft über Umweltschutz und Tierschutz geredet, aber das war kein politischer Umweltschutz, sondern eher eine Lebenseinstellung. Deshalb war Politik keine Kategorie, in der ich gedacht habe. Was sicher eine privilegierte Position ist, wenn Politik im Elternhaus so gar keine Rolle spielen muss.
Dann bin ich nach Berlin gezogen. Ich wollte erst Schauspieler werden, dann Musiker. Über drei Ecken bin ich erst in ein Praktikum bei der Bild-Zeitung reingerutscht. Und dann in einen Job als Werkstudent im Social Media-Team der CDU. Über beide Stationen habe ich anfangs gar nicht politisch nachgedacht. Aber spätestens bei der CDU musste ich mich mit Politik beschäftigen. Schließlich war meine Aufgabe, Facebook-Kommentare zu beantworten.
Also bin ich Influencern auf YouTube und TikTok gefolgt, hauptsächlich linken englischsprachigen, aber auch zum Beispiel Wolfgang M. Schmitt. Das war ein ganz neues Universum für mich: Linke Theorie und Leute, die sehr elaboriert über Marxismus reden. Das war ganz anders als alles, was ich bisher kannte. So habe ich gemerkt, dass ich eigentlich auf einer ganz anderen Seite stehe als mein Arbeitgeber. Irgendwann habe ich gesagt: Nee, das möchte ich nicht mehr. Und habe gekündigt.
Die CDU hat dich politisiert?
Simon: Ja, aber eben durch Abschreckung. Ich war jeden Tag konfrontiert mit Themen und Argumenten, an die ich eigentlich nicht glaube und die mich nicht überzeugt haben. Das war mein ideologischer Brandbeschleuniger.
Welche Argumente waren das? Womit hattest du am meisten Bauchschmerzen?
Simon: Der letzte Tropfen, der mein Fass zum Überlaufen brachte, war die Debatte um Hans-Georg Maaßen kurz vor der letzten Bundestagswahl. Aber generell hat mich die grundlegende Ideologie der CDU abgeschreckt. Dieses 'Jeder ist seines Glückes Schmied.' Dieser Leistungsgedanke, der darin gipfelt, dass alle, denen es nicht gut geht, sich nur nicht genug angestrengt haben. Und umgekehrt das Märchen, dass man die Reichen nicht stärker besteuern darf, weil die sich alle ihren Reichtum erarbeitet hätten.
Gleichzeitig haben so viele Leute in der Pandemie ihre Jobs verloren. Viele, viele junge Menschen sind in der Pandemie komplett untergegangen. Mussten ihr Studium abbrechen und aus den großen Städten wieder wegziehen.
Das kam alles zusammen, bis mir klar war: Nee, dieses ideologische Grundgerüst ist abstoßend – und mein Arbeitgeber erkennt noch nicht einmal, dass es pure Ideologie ist. Sondern hält sich für komplett ideologiebefreit und zeigt auf die angeblichen Ideologen auf der linken Seite. Ich dachte damals: Ihr habt doch das Wort "christlich" im Namen. Warum redet ihr dann so?
Wer spricht hier?
Simon David Dressler kommentiert Politik auf den Social-Media-Plattformen TikTok und Instagram und nennt sich selbst einen "progressiven Populisten". Der 25-Jährige ist in der Nähe von Mannheim aufgewachsen und lebt in Berlin. Er studiert Linguistik. Bei der nächsten Verlosung von Mein Grundeinkommen am Samstag, 21. September, dreht er selbst am Glücksrad, um Bedingungslose Grundeinkommen zu verlosen.
Aber wie bist du von dieser Erkenntnis zum TikTok-Influencer geworden?
Simon: Ich hab mich gefragt: Wie kann ich mein schlechtes Karma ausgleichen? Ganz einfach: Jetzt mache ich Anti-CDU-Videos im Internet. Einen Monat vor der Bundestagswahl habe ich mit einem Kumpel, der eine Filmkamera hat, so etwa 15 Videos gedreht. In jedem Video nenne ich einen Grund, nicht die CDU zu wählen.
Alle zwei Tage haben wir ein Video gepostet, einen Monat lang bis zur Wahl. Eigentlich nur auf Instagram, aber ich habe sie parallel einfach mal auf TikTok hochgeladen. Da gingen sie total ab. Das erste Video hat über Nacht hunderttausend Views bekommen. Ich dachte: 'Oh mein Gott, bin ich jetzt berühmt?' (lacht)
Vor allem war ich überrascht, dass sich überhaupt so viele junge Leute trockenen Politik-Content auf TikTok reinziehen. Damals gab es im deutschsprachigen Raum so gut wie keinen linken politischen Content auf der Plattform. So ein dreiviertel Jahr nach der Bundestagswahl hab ich dann wieder mit neuen Videos weitergemacht.
Und jetzt bin ich hier, irgendwie so da reingerutscht.
Mittlerweile folgen dir mehr als 50.000 Menschen. Bist du der Beweis dafür, dass TikTok doch nicht nur für extrem rechte Politiker*innen der AfD funktioniert?
Simon: Ja, das funktioniert! Die Aufrufzahlen, die bei TikTok aufploppen, finde ich immer ein bisschen abstrakt. TikTok könnte mich ja einfach anlügen. Aber ich bekomme eben auch Direktnachrichten von jungen Menschen. Die schreiben mir, wie viel sie aus meinen Videos mitnehmen. Diese ganz direkte Rückmeldung ist mir sehr, sehr viel wert.
Neulich war ich auf einer Hausparty. Da kam jemand auf mich zu, der mich erkannte. Der war ein paar Jahre jünger als ich, vielleicht 20. Ich habe ihn aus Spaß gefragt, ob meine Videos ihn ein bisschen politisiert hätten. Er sagte: 'Ja, total!' Und meinte das total ernst. Da wurde mir klar, dass meine Arbeit tatsächlich einen Impact hat.
Ich gebe mich keinen Illusionen hin, dass ich wahnsinnig viel bewege. Aber TikTok hat so einen massiven Rechtsdrall. Die deutsche Politik hat gerade so einen Rechtsdrall. Da ist es superwichtig, dass man die Räume bespielt, die von fast allen Anderen als unpolitisch wahrgenommen werden.
Ist das dein Gefühl, dass die Politik abseits der AfD soziale Plattformen wie TikTok als unpolitische Räume abgetan hat?
Simon: Bis zur Correctiv-Recherche Anfang des Jahres hatte doch niemand TikTok so richtig auf dem Schirm. Das war nur die dumme Tanz-App. Erst danach haben Leute plötzlich gemerkt, dass die AfD dort längst eine halbe Million Follower hatte – die Grünen gab es da auf TikTok noch nicht mal.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, diese Räume zu besetzen. Das braucht die Parteien selbst, aber auch Nicht-Politiker wie mich. Ich bin ungefähr im selben Alter wie viele Leute, die mir zuschauen. Ich stelle mich nicht so steif da hin und halte Parteitagsreden, sondern ich rede auch mal ohne Skript in meine Kopfhörer rein. Man kann diese Plattform schon sehr inspirativ nutzen. TikTok ist nicht nur Verblödung.
Du hast vom Rechtsdrall auf TikTok gesprochen. Wir sehen ja alle immer nur, was der Algorithmus uns vorsetzt. Was sagst du, wie viel Content ist extrem rechts?
Simon: Ein guter Freund hat mir erzählt, dass die AfD-Fraktion im Bundestag fast alle ihre Pressesprecher gefeuert und stattdessen die gleiche Anzahl Social-Media-Manager eingestellt hat, als sie gemerkt haben, dass sie nur einen antagonistischen Zugang zur Presse bekommen. Das war ein genialer Schachzug. Was sie seitdem auf TikTok machen, funktioniert einfach super gut.
Der TikTok-weit erfolgreichste deutsche Politiker ist irgendein AfD-Lokalpolitiker aus Sachsen-Anhalt, den draußen niemand kennt. Der war noch nie in einer öffentlich-rechtlichen Talkshow – aber er hat fast eine halbe Million Follower bei TikTok. Die Leute machen sich gar keine Vorstellung davon, wie viel das eigentlich ist.
Auf der anderen Seite stehen die Accounts von FDP, Grünen, CDU und Linken, die alle weniger Follower haben als ich. Aber ich mache das als Nebenjob neben meinem Studium. Es ist ein gigantisches Armutszeugnis, wie wenig Aufmerksamkeit dieser Plattform von allen Parteien außer der AfD gewidmet wurde.
Dazu kommt: Durch diese Vernachlässigung wurde TikTok auch von anderen linken Persönlichkeiten, die Influencer mit Reichweite sein könnten, gar nicht als Chance wahrgenommen. Auch ich habe das ja nur aus Unwissenheit angefangen.
Ist die Lücke, die die Parteien auf Tiktok lassen, reines Unvermögen – oder spielt da auch ein Desinteresse an deiner Generation eine Rolle?
Simon: Es ist beides. Es gibt auf jeden Fall im gesamten politischen Betrieb ein Desinteresse an jungen Leuten. Deutschland ist einfach demografisch ein uraltes Land. Wenn du Wahlen gewinnen willst, musst du vor allem alte Leute ansprechen.
In manchen Bundesländern leben demnächst mehr Menschen mit Pflegestufe als Menschen unter 30. Rein rational betrachtet ist es da natürlich die richtige Entscheidung, Themen für die Älteren zu verhandeln, um Wählerstimmen zu bekommen. Hier setzt die Demografie die Demokratie Schachmatt. Der Satz ist nicht von mir, sondern von Stefan Schulz, dem Soziologen. Der hat das perfekt auf den Punkt gebracht.
Die TikTok-Vernachlässigung kommt aber auch aus Arroganz. TikTok wird als die Schmuddel-Plattform aus China gesehen. Die macht unsere Gehirne kaputt, die muss man eher abstellen als da mitzumachen. Und da ist sogar was dran: Auch ich merke, wie viele meiner Gehirnzellen Social Media pro Minute einfach verdampft. Wenn ich mir vorstelle, wie das erst im Gehirn eines Pubertierenden wirkt, dann macht mir das große Sorgen. Ich bin froh, dass ich früher kein Social Media und kein Smartphone hatte.
Aber die falsche Reaktion darauf ist zu sagen, dann überlassen wir das halt den Anderen. Denn die AfD hatte da ja überhaupt keine Hemmungen.
Wenn es so viel extrem rechte Accounts gibt, bekommen deine Inhalte doch sicher nicht nur positive Reaktionen. Kriegst du viel Hate ab?
Simon: Zuerst mal: Ich bin keine junge Frau. Deswegen hält sich das bei mir in Grenzen. Wäre ich eine junge Frau, die provokante, progressive Themen anspricht, dann wäre es zehn Mal schlimmer. Das heißt, insofern habe ich noch 'Glück', sarkastisch gesagt.
Insgesamt bekomme ich aber deutlich mehr Zuspruch als Hate. Aber wenn ich '#afd' unter ein Video schreibe, dann weiß ich vorher, dass ich dreimal so viele Kommentare kriegen werde, weil das Video dadurch in eine bestimmte Bubble ausgespielt wird. Ich habe auf Instagram mal in einem Post die 'lustigsten' Gewalt- und Morddrohungen gegen mich aus den Kommentaren gesammelt. Dafür musste ich nicht lange suchen.
Ich lese nicht alle Kommentare. Und bei manchen Videos schaue ich überhaupt nicht rein, weil ich weiß: Das wird so eine Shitshow, das tue ich mir nicht an. Man muss auf jeden Fall ein dickes Fell haben. Aber wenn mir jemand auf der Straße hinterherrufen würde 'Deine Videos sind scheiße!', dann würde mich das mehr tangieren, als wenn es irgendein Typ anonym auf TikTok schreibt.
Gibt es auch noch etwas zwischen Zustimmung und Hate? Kritik in der Sache?
Simon: Häufig schreiben mir Leute: 'Eigentlich finde ich deine Videos gut, aber dieses eine hier nicht.' Oder: 'Hier bin ich anderer Meinung.' Denen antworte ich meistens auch. Ich bin froh, dass viele auch deutlich sagen: 'Ich schau mir dein nächstes Video trotzdem an, weil ich grundsätzlich gut finde, was du machst.' Anstatt zu sagen: 'Der eine Satz hat mir nicht gefallen, jetzt entfolge ich dir.'
Manchmal antworten auch andere Leute für mich und so entstehen richtige Diskussionen in den Kommentaren. Es ist schön zu sehen, dass Leute einfach so in eine Debatte einsteigen. Ich finde, das ist ein Qualitätsmerkmal für eine Diskussionskultur, die eben auch auf TikTok so stattfinden kann.
Ich weiß, es ist immer ein bisschen absurd jemanden zu fragen, wie er seine ganze Generation einschätzt. Ich probier's trotzdem mal: Was denkst du, was sind die typischen Sorgen und Hoffnungen der Menschen, mit denen du kommunizierst?
Simon: Zugespitzt könnte man sagen, alles dreht sich um Aufstiegschancen. Meine Generation, und die noch jüngeren Leute, sind die ersten seit ziemlich langer Zeit, die es nicht mehr besser haben als unsere Eltern. Das ist ein riesiges Thema, was unter allem schlummert.
Nimm meine Großeltern, die sind während des Krieges geboren. Mein Opa hat keinen Gymnasialabschluss, er hat irgendeine Ausbildung gemacht. Meine Oma war Lehrerin. Nicht verbeamtet. Sie sind aber ein Leben lang 7er BMW gefahren. Haben ein großes Haus mit Garten, waren immer auf tollen Urlaubsreisen. Das sind Erwerbsbiografien, die für die Leute heute unvorstellbar sind.
Allein Wohneigentum zu besitzen, ist für viele heute eine irre Vorstellung. Aber gleichzeitig gibt es noch die Erinnerung an dieses Aufstiegsversprechen aus dem Westen der 50er, 60er und 70er Jahre: 'Streng dich an und dann schaffst du es.' Damals hat das sogar ein bisschen gestimmt. Das war diese Kombination aus einer gut funktionierenden Demokratie und einem Kapitalismus, die nicht für alle, aber für viele funktioniert hat.
Aber seit den 80er Jahren, seit der neoliberalen Wende, können sich die allermeisten Menschen nicht mehr auf dieses Aufstiegsversprechen verlassen. Du siehst Leute, die einen Master machen und danach trotzdem keinen Job – oder keinen gut bezahlten – finden. Leute, die vom Land wegziehen, weil es da nichts mehr gibt. Die in eine Stadt ziehen und dann die Hälfte von ihrem Monatseinkommen an einen Vermieter zahlen, dem 50.000 andere Wohneinheiten gehören. Die Pandemie hat all das noch verstärkt, weil sich vor allem junge Menschen sehr alleingelassen gefühlt haben. Die sind jetzt einfach desillusioniert.
Man muss sich wirklich nicht wundern, wenn diese Menschen nicht mehr diese positive Assoziation haben zu Demokratie und Kapitalismus. Demokratie ist super! Aber wenn Menschen nicht mehr das Gefühl haben, dass das System für sie da ist, dann werden sie irgendwann sagen: 'Warum soll ich noch die Demokratie wählen?'
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Das klingt, als hätten dich die letzten Wahlergebnisse nicht überrascht! Was ging in dir vor, als du gesehen hast, dass etwa in Thüringen 38% der 18- bis 24-Jährigen für die AfD gestimmt haben?
Simon: Überrascht war ich nicht. Als ich Instagram-Stories gesehen habe, in denen Leute die Wahlbalken posten und drunterschreiben: 'Schockiert!', dachte ich: Wirklich jetzt? Also schockiert, meinetwegen. Aber schockiert, weil unerwartet? Irgendwie nicht, oder?
Mein erster Gedanke war: Wie erreicht man die Leute, die so wählen? Ich glaube nämlich nicht, dass die 18- bis 24-Jährigen alles schlechte Menschen sind, die so von Hass zerfressen ihre rassistischen Tendenzen ausleben. Vielleicht ist das naiv, aber ich bin überzeugt, dass man diese Menschen durchaus zurückholen kann. Ich habe ja eine Plattform, einen Zugang, den viele andere Leute nicht haben, gerade zu jungen Leuten.
Klar, ich kann denen jetzt auch kein neues Aufstiegsversprechen auf den Tisch zaubern...
Das wäre ja auch Aufgabe von Politik, oder? Stattdessen reden wir gefühlt seit Wochen in diesem Land entweder über Migration oder über Bürgergeld. Gerne miteinander verquickt in Debatten, die die einen Armen gegen die anderen Armen ausspielen. Verfolgst du das? Und was regt dich daran am meisten auf?
Simon: Mich regt die Erzählung auf, dass ausgerechnet die Menschen, die den ökonomisch kleinsten Hebel haben, verantwortlich für alle deine Probleme sein sollen. Das ist halt einfach zahlenmäßig falsch. Nimm die Statistiken zu Bürgergeldbetrug und Steuerhinterziehung oder dem Erbschaftsvolumen: Die Summen, um die es da geht, stehen in gar keinem Verhältnis zueinander.
Da sind wir wieder bei der CDU: Es ist Teil dieser bürgerlich-kapitalistischen Ideologie zu behaupten: 'Die Reichen haben sich das alles verdient. Und die Vorfahren der Leute, die viel erben, haben sich das auch irgendwann mal alles erarbeitet.' Statt mit dieser Erzählung aufzuhören, will man lieber nochmal 20 Euro weniger Bürgergeld zahlen. Es kann doch niemand glauben, dass das irgendetwas lösen würde. Das ist nur ein race to the bottom, das nirgendwo hinführt.
Wenn man bei jedem Bürgergeld-Empfänger jeden Cent dreimal umdrehen kann – aber eine Vermögenssteuer weiterhin ausschließt, weil man die Vermögen der Reichsten angeblich nicht messen kann – dann sage ich als progressiver Populist: Ich habe Vertrauen in die deutsche Bürokratie! (lacht)
Wie meinst du das?
Simon: Wenn wir es schaffen, dem Bürgergeld-Empfänger drei Euro abzuziehen, weil er seine Zahnpasta mit in seiner Bedarfsgemeinschaft teilt, dann wird dieselbe Bürokratie-Maschinerie es doch wohl hinkriegen, die Vermögenswerte von ein paar tausend Superreichen zu schätzen.
Klingt, als gingen dem "progressiven Populisten" die Themen für seine Videos so schnell nicht aus, oder?
Simon: Ich würde sagen, das ist mein Glück im Unglück. Mir geht die Arbeit erstmal nicht aus. (lacht)
Bist du ein Fan des Grundeinkommens? Und wenn ja: Was könnte ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle ändern, besonders für die Menschen deiner Generation?
Simon: Ich diskutiere viel mit Leuten aus der linken Bubble. Von da kommt ja durchaus auch Kritik an der Idee des Grundeinkommens: Es würde an den Grundstrukturen des Kapitalismus nicht genug verändern. Das stimmt auch, finde ich.
Aber wenn man nicht darauf wartet, dass irgendwann die Weltrevolution stattfindet, dann ist das Grundeinkommen gerade jetzt ein Instrument gegen die Hoffnungslosigkeit und das Unvertrauen, das sehr gut in die Zeit passt.
Zu viele Menschen in Deutschland können keinen finanziellen Notfall in ihrem Leben stemmen: wenn plötzlich das Auto oder auch nur die Waschmaschine kaputt geht. Sie müssen vielleicht für Kinderbetreuung bezahlen, um arbeiten gehen zu können. Oder müssen ihren Führerschein bezahlen. So ein Grundeinkommen schafft in solchen Momenten die Möglichkeit, endlich jenseits des bloßen Überlebens zu denken.
Auch dem Gefühl, sich nur noch auf sich selbst verlassen zu können, würde das Grundeinkommen entgegenwirken: Es würde den Druck auf den Einzelnen reduzieren und uns allen so mehr Raum geben, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und wieder ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Gerade das fehlt in der heutigen Zeit so sehr!
Das Grundeinkommen ist so eine realistische Perspektive, die den Leuten einfach so viel Gewicht von den Schultern nehmen und ihnen mehr Handlungsspielraum geben würde. Ich glaube, das trifft es ganz gut.
Bei der nächsten Grundeinkommens-Verlosung wirst du persönlich am Glücksrad drehen. Nimmst du eigentlich selbst an den Verlosungen teil?
Simon: Ich habe mich selber noch nicht angemeldet, aber vielleicht mache ich das mal. Natürlich erst, nachdem ich selber am Glücksrad gedreht habe.
Willst du mehr Simon, aber live?
Am Samstag, 21. September, ab 19 Uhr ist Simon David Dressler zu Gast in unserer Live-Verlosung. Er spricht nicht nur über Politik auf TikTok, sondern verlost selbst 25 Grundeinkommen! Du kannst live zuschauen oder, noch besser, selbst mitmachen: