Mehr als 70.000 Antworten sprechen eine deutliche Sprache: Die soziale Spaltung hat euch mindestens genauso bewegt wie uns. Wie sehr bestimmen Armut oder Reichtum unser Leben – und können wir diese Spaltung überwinden? In unseren Umfragen, Kommentarspalten und sozialen Kanälen habt ihr eure Sicht auf das Thema geteilt. Hier sind die überraschendsten Ergebnisse.
Wenn wir uns einem Themenschwerpunkt widmen, ist uns nicht nur wichtig, so viele Aspekte auf das Thema wie möglich abzubilden – sondern vor allem auch herauszufinden, wie ihr das Ganze seht. An allererster Stelle steht dabei natürlich die Frage, ob unser Thema für euch überhaupt eines ist.
Seht ihr die soziale Spaltung, die wir sehen?
Diese Frage habt ihr fast schon einstimmig bejaht: Ganze 96,3 Prozent sind sich sicher, dass das Land sozial gespalten ist und sogar 97 Prozent sehen, dass sich diese Spaltung verschlimmert. Vor allem bei der Altersarmut (76,5 Prozent), Löhnen und Gehältern (75,7 Prozent) und beim Wohnen (74,3 Prozent) spürt ihr das deutlich.
Ihr sagt: Die soziale Spaltung wirkt sich überall aus
Viel überraschender fanden wir aber, in welchen Lebensbereichen ihr selbst soziale Spaltung erlebt, an die wir gar nicht sofort gedacht haben. Drei übergeordnete Themenfelder stechen dabei besonders hervor.
Ihr seht vor allem die fehlende gesellschaftliche Teilhabe als Indikator für eine soziale Spaltung – also in welchem Maße Menschen sich ins alltägliche Leben einbringen können. Das geht von klassischer „Partizipation an Politik und Demokratie“ über die oft genannte „kulturelle Teilhabe“ bis hin zu Fragen des „nachhaltigen Konsums“, der eurer Meinung nach viel zu oft ein Privileg der Bessergestellten bleibt.
Außerdem bemerken viele von euch eine buchstäbliche Spaltung im Räumlichen: Da wo „keine soziale Durchmischung“ mehr stattfindet und “Gentrifizierung” und „Ghettoisierung“ voranschreiten, leidet das „gesellschaftliche Miteinander“, weil es weniger „soziale Begegnungsorte“ gibt und damit auch „Verständnis“ und „Zusammenhalt und geteilte Werten“ schwinden.
Zum Dritten hebt ihr vor allem auch Unterschiede in der Lebenszufriedenheit hervor. „Mangelnde Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung” und Persönlichkeitsentfaltung münden für euch in „fehlender Sorglosigkeit“ oder sogar „psychischen Problemen“. Die Ungleichheit zeichnet sich also anhand der Möglichkeit ab, das Leben frei nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können – was einen direkten Einfluss auf das persönlich empfundene Glück hat.
Arm oder reich: Für euch eine Frage des Blickwinkels
Besonders gespannt waren wir darauf zu sehen, wie ihr euch selbst wahrnehmt. Als arm würden sich 40,2 Prozent von euch bezeichnen, während sich eine Mehrheit von 53,2 Prozent zwischen den Stühlen, also „weder arm noch reich“, ansiedelt. Dass diese Selbsteinschätzung aber immer subjektiv ist, zeigt ein Kommentar von “Waldfrau” in unserem Magazin: „Eigentlich wird fast jede Entscheidung über den Kontostand getroffen (reicht es diesen Monat für... oder nicht). Wir verzichten auf Vieles oder warten manchmal lange darauf. Und im Urlaub waren wir seit vielen Jahren nicht mehr. Trotzdem würde ich uns nicht als arm bezeichnen. Wir haben unseren Lebensstil daran angepasst und brauchen somit manches nicht, was anderswo üblich ist.“
Vorsorgen fürs Alter? Nur jede*r Zweite kann das
So unterschiedlich unser aller Selbstwahrnehmung bei der Frage nach „arm oder reich?“ auch ist – 85,5 Prozent von euch haben eins gemeinsam: die Angst vor der Altersarmut. Die guten Gründe dafür hat Jannes im Magazinartikel „Kann ich mir leisten, alt zu werden?“ recherchiert.
Genau dort findet sich auch die wahrscheinliche Antwort darauf, warum ganze 46,8 Prozent von euch dennoch auf eine private Altersvorsorge verzichten: „Viele Menschen können gar nicht an morgen denken, weil in ihrem Heute einfach nie etwas zum Zurücklegen übrig bleibt.“ Dass die gesetzliche Rente für ein gutes Leben im Alter ausreichen könnte, scheint kaum jemand von euch zu glauben. 80 Prozent sehen ein Bedingungsloses Grundeinkommen als sinnvolle Alternative, die hier Abhilfe schaffen könnte.
In unserer neuen SerieDas Themabeleuchten wir diesmal Die soziale Spaltung. Wie sehr bestimmen Armut oder Reichtum unser Leben – und können wir diese Spaltung irgendwie überwinden? Diskutiere mit und abonniere unseren Newsletter, um nichts zu verpassen.
Bei der Finanzierung seid ihr euch uneinig
Wer ein Grundeinkommen finanzieren sollte, darüber seid ihr euch noch etwas uneinig. 50,6 Prozent sind der Meinung, dass nur wohlhabende Menschen mehr Steuern zahlen sollten, während 32,6 Prozent bevorzugen, dass alle Menschen es gemeinsam schultern sollten.
Bei der Frage, welche Steuern erhöht werden sollten, um ein Grundeinkommen zu finanzieren, nennt ihr häufig eine „Reichensteuer“. Hinter diesem Begriff kann sich sowohl eine erhöhte Einkommenssteuer, aber auch eine Vermögenssteuer verbergen. Die Millionenerbin Stefanie Bremer hat uns im Interview erklärt, welches Modell sie bevorzugt und wie das derzeitige Steuerrecht Vermögende bevorteilt.
Manch eine*r von euch vertritt aber auch die Meinung, dass eine Finanzierung des Grundeinkommens jenseits von Steuererhöhungen möglich wäre: „Mehr als Finanztransaktionssteuern sind gar nicht notwendig. Genug Experten haben vorgerechnet, wie der Abbau unseres bisherigen Sozialsystems genug Mittel bereitstellt, einen Großteil des BGE zu finanzieren. Eine Neiddebatte aufzumachen ist unnötig.“ sagt etwa Patrick Guth auf Facebook.
Wir danken euch für eure offenen, bewegenden und mutmachenden Kommentare und Meinungen und hoffen, dass ihr genauso viel aus unserem ersten Themenschwerpunkt mitnehmen konntet wie wir!
Was denkst du? Findest du dich in unserer Auswertung der großen Umfrage zur sozialen Spaltung wieder? Wenn nicht: Wo weicht deine Meinung vom Tenor der Mein Grundeinkommen-Crowd ab? Schreib es uns in die Kommentare. Danke, dass du mitmachst!
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