Das Bedingungslose Grundeinkommen kann das Problem der Ungleichheit an der Wurzel packen – aber es funktioniert nur über einen Steuerausgleich. Wirklich?! Ja, wirklich. Wieso das so ist, erklärt uns Mimi.
Miriam Witz aka. Mimi holt beruflich Utopien in die Realität – und ist deshalb bei Mein Grundeinkommen auch genau dafür verantwortlich. Sie findet, dass es für unsere Verlosung an der Zeit ist, den nächsten Schritt zu gehen und erwachsen zu werden. Mimis Hobbys sind Steuersysteme, Aufmerksamkeitsökonomie und Käfer.
Es stellt ziemlich viel auf den Kopf, wenn wir nicht mehr allein uns selbst für die großen systemischen Probleme verantwortlich machen. Denn: Wenn wir weder selbst allein für Erfolg oder Versagen verantwortlich sind, noch die anderen – wie rechtfertigen wir dann, wer was (und wie viel davon) verdient?
Wenn wir innerhalb der Kategorie individueller Verantwortung denken, dann “gewinnen” wir immer dadurch, dass jemand “unter” uns ist. Dadurch geht es uns zwar nicht besser, aber wir halten uns an dem schalen Gedanken fest, dass es irgendjemandem (noch) schlechter geht als uns selbst. Wenn wir also das Steuersystem umbauen, ändert sich dann etwas an der Art, wie wir übereinander denken?
Dir geht’s besser, mir geht’s besser - allen geht’s besser
Wenn ich also von nun an hoffe, dass du ein Stück vom Kuchen bekommst - dann gönnst du mir ja vielleicht auch mein Stück? Und dadurch wünsche ich mir dann, dass alle ein Stück haben. Ich kann den anderen gönnen, weil sie mir gönnen. Kuchen wäre auf jeden Fall genug da.
Wie das gehen soll? Wenn wir wollen, dass es nicht nur uns selbst, sondern auch den Menschen um uns herum besser geht, können wir Ungleichheit – und all die Probleme, die sie verursacht – solidarisch mit den entsprechenden Steuern abbauen.
Ungleichheit ist Umverteilung von den Vielen zu den Wenigen
Die Reallöhne sinken. Währenddessen steigen die Unternehmensgewinne, da die Steuern auf sehr hohe Vermögen, Erbschaften und für Unternehmen immer geringer ausfallen. Effektiv bedeutet das: Es wird zur Zeit von „unten“ nach „oben“ umverteilt.
Wir haben uns die unterschiedlichen Gesichter von Ungleichheit angesehen – und alle haben sie einen Mechanismus gemeinsam: Soziale Ungleichheit wird vor allem durch die Verteilung von Steuern gelenkt. Wir beobachten gerade eine Umverteilung in die falsche Richtung, bei der viele verlieren und wenige gewinnen.
Wenn aber diese Umverteilung für die (Einkommens-)Spaltung der Gesellschaft verantwortlich ist: Wie kann dieser Verteilungsmechanismus die Richtung ändern, also zugunsten der Mehrheit ausfallen?
Wir brauchen eine neue Verteilung von Steuern. Die Umverteilung muss aufhören, der Ausgleich beginnen! Das bedeutet mehr Steuern für die, die gerade im Verhältnis sehr wenige zahlen.
Steuern zahlen – ein Verlustgeschäft?
Dadurch, dass Steuern ungleich verteilt sind und damit für manch eine*n eine wirkliche „Last“ bedeuten, verbinden viele das Wort mit Verlust; mir wird etwas weggenommen und (gefühlt) wenig zurückgegeben. Und das Paradoxe daran ist: Auch für die Profiteur*innen unseres aktuellen Steuersystems ist das von Nachteil.
Es wird dadurch wahrscheinlicher, dass wir uns denen zuwenden, die dieses System abschaffen wollen. Damit haben wir in Deutschland keine guten Erfahrungen gemacht. Und doch sind wir gerade wieder an einem Punkt gefährlicher Ungleichheit.
Wir brauchen also einen Mechanismus, bei dem alle, prozentual gesehen, gleich viele Steuern bezahlen. Und bei dem die Gewinne davon wieder bei allen Menschen ankommen. Wir brauchen einen Steuerausgleich.
Unser Thema Das Ende der Ungleichheit stellt die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in den Vordergrund – und blickt auf verschiedene Möglichkeiten, diese zu überwinden.
Grundeinkommen ist nur als Steuerausgleich machbar
Und jetzt kommt’s: Auch die Gelingensbedingung von Grundeinkommen ist ein Steuerausgleich. Und damit verbunden der Wunsch, dass es allen besser geht. Den ersten Schritt dorthin kennst du bereits aus unserer Verlosung – nur würden wir ihn eben auf alle Menschen in unserer Gesellschaft anwenden:
Um diese Wirkung zu erzielen, muss es aber ein umsetzbares Modell geben, und das funktioniert nur mit einem Steuerausgleich als zweitem Schritt nach der Auszahlung: Ein finanzierbares Grundeinkommen löst das Problem der Ungleichheit, aber es ist kein zusätzliches Geld!
In anderen Worten: Ein ausgleichendes Grundeinkommen ist nicht einfach doppelt so viel Kuchen, es ist eine andere Art, den Kuchen zu teilen. Nur zusätzlicher Kuchen, ohne Steuerausgleich, ist kein Instrument gegen Ungleichheit!
Wenn alle einfach Kuchen obendrauf bekämen, würde der Kuchen an Wert verlieren, und wir könnten in einer ziemlichen Kuchen-Inflation enden. Dann aber würde es auch nicht helfen, wenn alle einfach bedingungslos ein Stück bekämen, da das nicht mehr reichen würde, um satt zu werden.
Ein ausgleichendes Grundeinkommen ändert die Art, wie wir den Kuchen teilen. Es garantiert allen ein Stück vom Kuchen, jeden Monat aufs Neue.
Willst du unbedingt wissen, was wir als nächstes vorhaben? Du kannst es kaum noch erwarten? Wir platzen auch schon fast vor Aufregung.